Hilfe bei Neurodermitis und Psoriasis

Pflege ist bei Neurodermitis und Schuppenflechte sehr wichtig.

Kranke Haut, die schmerzt oder juckt, würden wir am liebsten abstreifen, könnten wir sie gegen ein neues Körperkleid eintauschen. Neurodermitis und Schuppenflechte machen Millionen Menschen das Leben zur Qual. Wirksame Therapien versprechen Linderung.

Viele Gemeinsamkeiten

Zwei Hautkrankheiten, die selten gemeinsam auftreten, aber Vieles gemeinsam haben:

Neurodermitis und Schuppenflechte sind die beiden häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen.

Beide Krankheiten verursachen Ekzeme, also gerötete, raue, schuppende Hautausschläge, die teils heftig jucken. Vor allem bei Neurodermitikern ist der Juckreiz so stark, dass sie sich die Haut blutig kratzen, so aber neuen Entzündungen und Infektionen der Haut mit schädlichen Keimen Vorschub leisten – ein Teufelskreis. Die entzündlichen Herde bei Schuppenflechte liegen der Haut krustenartig auf und sind mit silbrigen Schuppen bedeckt. Auch vor Finger- und Zehennägeln macht Psoriasis keinen Halt; bei bis zu zehn Prozent der Kranken greift sie sogar auf die Gelenke über, vor allem an den Fingern.

Beide Krankheiten verlaufen in Entzündungsschüben, die mit beschwerdearmen Phasen wechseln. Schuppenflechte kann allerdings auch zum Dauerzustand werden.

Die Neigung zu beiden Krankheiten gilt als erblich

Als Entzündungsursache gilt bei beiden Krankheiten ein überaktives Immunsystem, das den eigenen Körper traktiert. Keine Allergie also, doch Reizstoffe aus der Nahrung, Tierhaare oder Blütenpollen kommen durchaus als Auslöser in Frage. Im Spiel sein können auch wollene Kleidung, Waschmittel und Zigarettenrauch, oder es gehen ein Unfall, eine Operation oder eine Infektion voraus.

Schuppenflechte und Neurodermitis sind weder ansteckend noch auf mangelnde Körperhygiene zurückzuführen.

Beide Krankheiten sind nicht lebensbedrohlich, aber unheilbar. Zum Glück verabschiedet sich Neurodermitis meist mit der Pubertät, nur drei Prozent sind im Erwachsenenalter noch krank. Schuppenflechte beginnt zwischen dem zehnten und 20. Lebensjahr und wird in zwei von drei Fällen chronisch, leider ohne Rückbildungstendenz.

Wirksame Therapien

Hauptziel der Therapie ist es, die beschwerdefreien Intervalle so lange wie möglich auszudehnen und die Zahl der Schübe deutlich zu verringern.

Hautpflege ist das A und O!

Leichte Formen bekommt manchmal schon eine fetthaltige Lotion in den Griff, mit der ausgetrocknete Hautpartien mehrmals täglich eingerieben werden. Entzündete, nässende Stellen vertragen hingegen kein Fett, sondern brauchen feuchte Pflegeprodukte, damit die Haut verschorfen und die Entzündung abklingen kann. Geeignet sind Salben mit Harn- und Gerbstoff, die außerdem den Juckreiz lindern. Gleiches gilt für Omega-6-Fettsäuren aus Nachtkerzensamenöl:

Bei regelmäßiger Pflege lagern sich die Omega-6-Fettsäuren zwischen den Hautzellen an, gleichen den Mangel an körpereigenen Fettsäuren aus und reaktivieren und stabilisieren den gestörten Hautstoffwechsel. Auch Johanniskrautsalbe wird ein entzündungshemmender, zudem antibakterieller Effekt nachgesagt.

Wichtig: Neurodermitiker sollten stets reizarme Pflegeprodukte ohne Duft- und Farbstoffe verwenden. Und es gilt alles zu vermeiden, was die Haut austrocknet, nicht zuletzt heiße Bäder und tägliches heißes Duschen. Duschöle und Waschlotionen mit Harnstoff und Polidocanol schützen vor Feuchtigkeitsverlust und lindern Juckreiz.

Örtliche Behandlung mit arzneilichen Salben

Die Immunaktivität und damit die Entzündung dämpfen können die soften, rezeptfreien Varianten von Kortison. Als Dauertherapie kommen sie nicht in Frage: Zwar sind keine Nebenwirkungen an inneren Organen zu befürchten, aber die Haut wird irgendwann dünn wie Pergament und entsprechend empfindlich, vor allem gegen Sonnenlicht. Ein weiteres Problem: Setzt man das Präparat ab, meldet sich das Hautproblem wieder zurück.

Bei Psoriasis werden alternativ Cignolin und Teerpräparate eingesetzt, die allerdings die Haut verfärben und reizen können. Abkömmlinge der Vitamine D3 (Calcipotriol, Calcitriol, Tacalcitol) und A (Tazaroten) bremsen die übermäßige Haut- und Schuppenbildung. Tazaroten ist für Schwangere tabu, denn es schädigt den Fötus. Die genannten örtlichen Behandlungsmaßnahmen sind bei 80 Prozent der Schuppenflechte-Patienten erfolgreich.

Hartnäckiger Neurodermitis Herr werden neuerdings Salben mit den aus pilzähnlichen Bakterien gewonnenen Wirkstoffen Pimecrolimus und Tacrolimus. Sie stören die Kommunikation der Immunzellen, indem sie die Bildung von Botenstoffen verhindern. Entzündung und Juckreiz klingen dadurch ab.

Pimecrolimus wird Patienten ab dem zweiten Lebensjahr verschrieben und ist auch bei längerer Anwendung gut verträglich, obwohl die Haut hin und wieder brennen kann oder sich stärker erwärmt. Die Behandlung mit Tacrolimus ist schwereren Ausprägungen der Neurodermitis vorbehalten. Wegen erhöhter Hautkrebsgefahr darf die Haut während der Behandlung nicht der Sonne ausgesetzt werden.

Lichttherapie:

Bewirkt Salbenbehandlung keine Besserung, folgt eine Therapie mit ultravioletten Strahlen (UVA-Licht), die ebenfalls das Immunsystem ausbremsen. Der Effekt wird gesteigert durch die Kombination „Sonne und Salz“ bei einer Bade- und Klimabehandlung am Meer. Speziell in der Psoriasis-Therapie wird die Haut durch Einnahme von Psoralen, eines Naturstoffs, der z. B. in Sellerie vorkommt, strahlenempfindlicher gemacht.

Wegen der nicht zu unterschätzenden Hautkrebsgefahr sollte nur kurzzeitig und niedrig dosiert bestrahlt werden. Keine Behandlung, die man selbst zu Hause durchführen könnte, denn ohne ärztliche Aufsicht riskiert man schwerste Hautverbrennungen.

Innerliche Behandlung mit Tabletten oder Spritzen:

Haben Salbenbehandlung und Lichttherapie versagt, ist bei schweren Krankheitsverläufen eine Immunbehandlung gerechtfertigt, die nicht über die Haut erfolgt, sondern mittels verschreibungspflichtiger Medikamente auf den gesamten Organismus einwirkt. Derart „schwere Geschütze“ sind nur für fünf von 100 Neurodermitikern nötig. Vergleichsweise gut verträglich sind Antihistaminika, die auch bei Allergien zum Einsatz kommen.

Kortison hingegen verursacht in hoher Dosierung auf Dauer schwere Nebenwirkungen wie Muskel- und Knochenschwund, außerdem schwächt es die Abwehrkräfte. Eine Alternative ist die vom Psoriasis-Bund durchgesetzte Therapie mit Fumarsäureester, einer pflanzlichen Fruchtsäure. Als letzter Strohhalm gilt der Anti-körper Efalizumab. Er ist seit einiger Zeit für die Behandlung schwerer Schuppenflechte im Erwachsenenalter zugelassen und verhindert, dass Immunzellen vom Blut in die Haut übertreten und dort Entzündungsstoffe freisetzen.

Efalizumab soll nur jene Immunzellen lahmlegen, die für Psoriasis verantwortlich sind, und nicht die Abwehr als ganze schwächen. Die Therapie ist mit monatlich rund 1.350 Euro sehr teuer – bescheinigt der Arzt aber die medizinische Notwendigkeit, sind Krankenkassen grundsätzlich zur Kostenübernahme verpflichtet.

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Quelle: Ratgeber aus Ihrer Apotheke