Eisern gegen Blutarmut

Blutzellen bei Sichelzell-Anämie

Blasse Haut, die Puste geht bei der kleinsten Anstrengung aus: Viele Senioren führen dies auf ihr fortgeschrittenes Alter zurück. Doch es liegt nicht immer an der Zahl der Lebensjahre. Hinter diesen Symptomen kann sich eine Blutarmut verstecken.

»Blutarmut ist eine Krankheit, von der hauptsächlich Romangestalten befallen sind«, scherzt Marcel Reich-Ranicki. Leider liegt der Literaturkritiker mit seiner humorvollen Bemerkung falsch. In Apotheken und Arztpraxen klagen ältere Patienten unter den für die Blutarmut typischen Symptomen. Vor allem ihre blasse Haut fällt auf. Die Betroffenen ermüden rasch und fühlen sich schwach.

Auslösende Faktoren

Falsche Ernährung, chronische Krankheiten oder die Einnahme bestimmter Medikamente: Diese Faktoren kommen als Auslöser einer Blutarmut im Alter infrage. Wenig oder kein Fleisch auf dem Teller begünstigt Eisenmangel, eine wichtige Ursache für die Anämie, wie Mediziner die Blutarmut nennen. Eisen ist ein wichtiger Baustein der roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff in unserem Körper transportieren.

»Generell ist das Risiko für eine unzureichende Ernährung bei älteren Menschen höher als bei jüngeren Erwachsenen«, erklärt Dr. Peter Nielsen, Leiter der Eisenstoffwechselambulanz am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf. Viele ältere Menschen leben zum Beispiel allein und haben Probleme beim Einkauf und der Zubereitung ihrer Mahlzeiten.

Außerdem treten Probleme wie Schluckbeschwerden, ein nachlassendes Geschmacksempfinden, Appetitlosigkeit oder ein schlechter Zustand der Zähne gehäuft auf. »Wenn bei einem älteren Patienten eine ausreichende Ernährung mit Eisen auf Dauer nicht gewährleistet werden kann, sollte man Vitamine- und Mineralstoffpräparate zuführen«, empfiehlt Nielsen.

isen für den leeren Magen

Er rät, Eisenpräparate auf nüchternen Magen einzunehmen. Das bedeutet spätestens eine Stunde vor oder frühestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit. Allerdings können bei der Einnahme von Eisenpräparaten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Verstopfung auftreten.

Zusammen mit Nahrung aufgenommen«, so Nielsen, »ist die Verträglichkeit besser, die Wirkung aber geringer.« Tee, Kaffee und Cola hemmen besonders die Eisenaufnahme. Nielsens Tipp: »Förderlich ist die Einnahme mit Orangensaft.

Kontraproduktive Medikamente

Nicht immer liegt es an der Ernährung. Einige Senioren nehmen gegen rheumatische Erkrankungen Medikamente ein, die Magenblutungen und damit Blutverluste begünstigen. Infektionen, Entzündungen und Tumorerkrankungen treten in der zweiten Lebenshälfte häufiger auf und begünstigen ebenfalls Blutarmut.

Die Suche nach den Ursachen einer Anämie und eines Eisenmangels fällt selbst Experten schwer. »Bedingt durch die Häufigkeit von chronischen Erkrankungen im Alter kann die eindeutige Diagnose eines Eisenmangels bei älteren im Einzelfall schwierig sein«, betont Nielsen. Blut ist »ein ganz besonderer Saft«, wusste Goethe in seinem Faust I zu berichten.

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