Neuer Wirkstoff gegen trockene AMD?

Nahaufnahme des linken Auges einer Frau

Gegen die schnell fortschreitende feuchte Form der altersbezogenen Makuladegeneration (AMD) stehen inzwischen Medikamente zur Verfügung. Für die trockene Variante gibt es bislang keine Therapie. In diese Lücke stößt ein neuer Wirkstoff. Ihn testet jetzt unter anderem die Augenklinik der Universität Bonn.

Eine Müllabfuhr für die Netzhaut

Der als Kapsel geschluckte Wirkstoff soll die Anhäufung von Stoffwechselmüll im Auge verhindern. Die lichtempfindliche Netzhaut erneuert sich ständig. Dabei ausgemusterte Bestandteile entsorgt das Auge. Doch mit zunehmendem Alter klappt das nicht mehr vollständig. Es sammeln sich immer mehr Abfallprodukte an, unter anderem das sogenannte Lipofuszin. Es besitzt giftige Bestandteile, die auf Dauer die lichtempfindlichen Sinneszellen schädigen können.

Dies trifft vor allem die Stelle des schärfsten Sehens, auch Makula genannt. Folge: Die Umgebung erscheint unscharf, Farben verblassen, ein schwarzer Fleck verdeckt das Blickfeld und dehnt sich mehr und mehr aus, bis Lesen oder Autofahren unmöglich werden. Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland kennen diese Symptome aus eigener Erfahrung.

Neue Studien über AMD

Dass man heute weiß, welche Rolle Lipofuszin bei der Entstehung einer trockenen AMD spielt, ist unter anderem der Universitäts-Augenklinik Bonn zu verdanken. »Mit neuartigen lasergestützten Verfahren können wir die Giftstoffe im Auge sichtbar machen und drohende Schädigungen frühzeitig erkennen«, erklärt Klinikchef Professor Dr. Frank G. Holz. Die Untersuchung dauert nur fünf Minuten.

Bei ihr bestrahlen die Mediziner den Augenhintergrund ihrer Patienten mit einem speziellen Laserlicht. Die Lipofuszin-Ablagerungen beginnen daraufhin zu leuchten. Einen Effekt, den Wissenschaftler als Autofluoreszenz bezeichnen. Hunderte von Patienten mit trockener AMD haben die Bonner schon auf diese Weise untersucht. Holz: »Unsere Daten beweisen, welch wichtige Bedeutung das Lipofuszin für die Entstehung der Krankheit hat.«

Weitere Tests

In den nächsten beiden Jahren sollen die Wirksamkeit und Verträglichkeit des in der Entwicklung befindlichen Medikaments umfassend getestet werden. »Bei uns laufen die Laseraufnahmen aus allen teilnehmenden Studienzentren auf«, betont Holz, dessen Klinik auch wesentlich an der Planung der Studie beteiligt war. »So können wir beurteilen, inwiefern das Medikament die fortschreitende Anhäufung von Lipofuszin und damit den weiteren Sehverlust verhindert.«

Foto: © rangizzz – Fotolia.com