Wie gefährlich sind Herzrhythmusstörungen?

Ein Stethoskop liegt auf einem Kardiogramm

In einem Leben voller Bewegung kann das Herz nicht wie ein Uhrwerk schlagen: Wenn wir uns freuen oder wenn wir uns aufregen, schlägt es schneller. Doch was passiert, wenn es ohne Grund rast? Wenn es bis zum Hals schlägt oder öfter aussetzt?

Herzrhythmusstörungen sind oft Folge anderer Erkrankungen

Ein gesundes Herz schlägt 60 bis 80 Mal in der Minute und pumpt mit jedem Herzschlag das Blut durch den Körper. Dabei kommt es bei fast jedem Menschen zu Unregelmäßigkeiten des Herzschlages – oft bleiben sie unbemerkt.

Viele Menschen verspüren einen unkoordinierten, zu schnellen oder zu langsamen Herzschlag. Je älter man wird, desto eher gerät das Herz „aus dem Tritt“. Oft sind Herzrhythmusstörungen Folge anderer Erkrankungen. Nur selten kündigen sie einen drohenden Herztod an.

Der Übergang zwischen normalen und krankhaften Rhythmusstörungen kann fließend sein. Krankhaft bedeutet jedoch nicht zwangsläufig gefährlich. „Ob Herzrhythmusstörungen harmlos, weniger harmlos oder lebensgefährlich sind, kann nur der Arzt, Internist oder Kardiologe nach einer ausführlichen Untersuchung entscheiden“, betont Professor Dr. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. Eine wichtige Untersuchungsmethode bildet das EKG.

Welche Ursachen sind bekannt?

Man unterscheidet zwischen harmlosen Störungen, die als „Fehlzündungen“ eines normalen Herzens angesehen werden und solchen, die durch eine Erkrankung des elektrischen Impulsgebers entstehen. „Am häufigsten und bedeutsamsten sind Rhythmusstörungen als Folge einer Herzkrankheit oder als Folge anderer Erkrankungen, wie zum Beispiel einer Schilddrüsenüberfunktion“, erklärt Professor Meinertz. Auch andere Einflüsse bringen das Herz aus dem Takt, wie Kalium- oder Magnesiummangel, Alkohol, Kaffee oder Nikotin.“

„Die beste Strategie ist die Behandlung der Grunderkrankungen, die die Rhythmusstörung verursacht, und die Ausschaltung aller Risikofaktoren, die den Herzrhythmus durcheinander bringen“, empfiehlt Professor Meinertz.

Er rät zunächst zur Gelassenheit: „Früher haben wir viele Herzrhythmusstörungen für bedrohlich gehalten. Heute behandelt man die Störungen nur, wenn dies zwingend erforderlich ist. Dann aber sollten sie konsequent und nur vom Fachmann (Kardiologen) behandelt werden.“

Wann zum Kardiologen?

„Die Rhythmusstörungen müssen behandelt werden, wenn sie die Gefahr eines plötzlichen Herztodes mit sich bringen oder zu einem plötzlichen Schlaganfall führen können“, sagt der Experte der Herzstiftung. „Auch wenn sich die Störung auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt oder den Patienten durch Schwindelanfälle, Herzrasen oder ausgeprägtes Unwohlsein sehr belastet.“

Die Therapie beginnt zunächst mit Medikamenten. Diese sollen dafür sorgen, dass die Rhythmusstörungen seltener auftreten oder sie unterdrücken. Bei langsamen Herzrhythmusstörungen kann der Arzt auch einen Herzschrittmacher einsetzen.

800.000 Menschen leiden in Deutschland an Vorhofflimmern, einer weit verbreiteten Form der Herzrhythmusstörung. Professor Meinertz: „Oft ist es sinnvoll, das Vorhofflimmern nicht zu behandeln bzw. zunächst nur die zugrunde liegende Erkrankung zu therapieren. Der nächste Schritt ist der Einsatz von Medikamenten.

Wenn das nicht hilft oder man sie nicht verträgt, kommt eventuell die Katheterablation in Frage: Die Ärzte veröden die Herzzellen so, dass Vorhofflimmern nicht mehr entstehen kann.“ Große Fortschritte verzeichnet die Deutsche Herzstiftung auch bei der Vorbeugung des plötzlichen Herztodes: „Gefährdeten Patienten helfen wir mit dem Defibrillator, der ähnlich wie ein Herzschrittmacher ins Herz eingepflanzt wird.“

Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Herzrasen tritt plötzlich auf und dauert unter Umständen mehrere Minuten bis Stunden an. Die Herzfrequenz kann auf über 100 Schläge pro Minute ansteigen. Solche Störungen werden erst dann gefährlich, wenn das Herz in der Eile nicht mehr effektiv pumpt. Dann benötigt es zu viel Sauerstoff.

Zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen), die in den normalen Herzrhythmus eingeschoben sind, verursachen ein Herzstolpern. Diese „Fehlzündungen“ sind die häufigste Art der Herzrhythmusstörung und oft harmlos. Treten sie jedoch gehäuft auf, sollte der Arzt prüfen, was dahinter steckt.

Volkskrankheit Vorhofflimmern

Vorhofflimmern gilt als weit verbreitete Volkskrankheit. Das Herz schlägt so schnell und unregelmäßig, dass es sich zwischen den Schlägen nicht mehr ausreichend mit Blut füllen kann. Mit der Zeit arbeitet es immer kraftloser und geht unter Umständen in Dauerflimmern über.

Oft tritt es in Folge von hohem Blutdruck, Herzkrankheiten, Herzklappenfehlern oder einer Überfunktion der Schilddrüse auf. Es kann zu Blutgerinnseln führen. Damit verursacht es unter Umständen Schlaganfälle, in seltenen Fällen Herzversagen.

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