Lieber Fußball spielen als Fußball gucken, sollte angesichts des Übergewichtes vieler Kinder die Devise lauten. Aber wie gefährlich sind dabei vorkommende Verletzungen? Und wobei verletzen sich die Kids am häufigsten?
Hier kommen die Antworten eines erfahrenen und selbst in vielen Sportarten versierten Sportmediziners aus dem bayerischen Holzkirchen, Dr. Hubert Buchner.
Bei welcher Sportart verletzen sich Jugendliche am häufigsten?
Buchner: Beim Fußballspielen. Dann folgen statistisch gesehen alpines Skifahren, wenn Rennen gefahren werden, sowie Kampfsportarten.
Was sind das dann für Verletzungen?
Buchner: An erster Stelle Brüche des Unterarmes in der Nähe des Handgelenkes. An zweiter Stelle kommen Verletzungen am Sprunggelenk, zum Beispiel Risse der Außenbänder. Dann folgen Schlüsselbein- und Armbrüche oberhalb des Ellenbogens.
Und ist das für das Wachstum gefährlich?
Buchner: Letztlich gilt: Je jünger die Verletzten sind, desto schneller und besser tritt die Heilung ein. So heilt beispielsweise ein Schlüsselbeinbruch bei einem vierjährigen Kind in drei Wochen bereits vollständig aus. Kompliziert wird es jedoch, wenn der Bruch ein Gelenk oder eine Wachstumsfuge trifft. Deshalb muss der Facharzt zu Rate gezogen werden. Der wird dann röntgen oder auch eine Computertomografie veranlassen, manchmal auch eine Kernspintomografie.
Was ist eine Wachstumsfuge?
Buchner: Es handelt sich um einen Knorpelanteil der langen Röhrenknochen zum Beispiel am Schienbein oder am Oberarm, von dem das Längenwachstum ausgeht. Wenn eine Wachstumsfuge an der Verletzung beteiligt ist, kann es zu dauerhaften Fehlstellungen des Knochens oder zu zunehmendem Fehlwachstum kommen. Bei einem Bruch in Gelenksnähe kann die Mechanik des Gelenkes anschließend gestört sein.
Um späteren Gelenkschäden zuvorzukommen, muss hier rechtzeitig eingegriffen werden. Zur Not durch eine Operation. Manchmal gibt es aber auch Situationen, in denen der Facharzt vorhersehen kann, dass eine leichte Fehlstellung später durch das Längenwachstum wieder ausgeglichen wird. Aber ob es sich »auswächst«, wie der Volksmund gerne sagt, oder ob der Arzt handeln muss, das weiß eben nur der Facharzt.
Welcher Sport ist für Kinder und Jugendliche am besten geeignet?
Buchner: Schwimmen, Radfahren und Skaten, im Winter Skilanglauf.
Und wie können Jugendliche Verletzungen vermeiden oder Eltern ihre Kinder schützen?
Buchner: Nie überfordern heißt die erste Regel. Immer altersgerecht trainieren. Und unter fachlicher Leitung. Die Ausrüstung sollte hochwertig sein und natürlich den Sicherheitsanforderungen genügen, was beim Radfahren und erst recht beim Skaten ganz besonders wichtig ist: Helm aufsetzen, Hand- und Knieschützer sowie Schulterschutz tragen.
Quelle: Neue Apotheken Illustrierte, 1.11.2005
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