Träger Darm schlecht fürs Ego

Bei Depressionen ist das Erleben und Verhalten gestört.

Kann schlechte Verdauung schaden? Den Körper gar vergiften? Oder zu Problemen mit der Haut oder dem Selbstwertgefühl führen? Mit diese Fragen befassten sich kürzlich die Teilnehmer eines Pressesymposiums.

»Es gibt keinen medizinischen Grund für eine höhere Stuhlfrequenz«, sagte der Gastroenterologe Professor Dr. Stefan Müller-Lissner. Sprich: Eigentlich ist es aus ärztlicher Sicht egal, ob die Verdauung schnell oder langsam arbeitet. Auch die Annahme, Giftstoffe könnten sich zu lange im Darm aufhalten oder »Schlacken« würden sich festsetzen, sei ein Märchen. Und doch, so sagt dieser Experte und Chefarzt der Abteilung innere Medizin der Parkklinik Weissensee in Berlin, gibt es gute Gründe für Abführmittel.

Darmträgheit schadet dem Aussehen?

Führt Darmträgheit zu einem schlechten Hautbild? Dieser Frage ging Professor Dr. Martina Kerscher am Lehrstuhl für Kosmetik und Körperpflege in Hamburg nach. Sie befragte dazu Frauen mit und ohne Verstopfungen. Ergebnis dieser Studie: Kein schlechteres Hautbild, aber die Frauen fühlen es trotzdem so.

Sie sind im Vergleich zu Frauen mit guter Verdauung unzufriedener mit ihrem Aussehen, erleben sich öfter gereizt und angespannt, sie haben sogar häufiger Probleme mit dem Partner. Fast jede vierte Frau in Deutschland hat Probleme mit dem »großen Geschäft«.

Frauen mit Verstopfung fühlen sich weniger hübsch

Dass sich, entgegen der Angaben der Frauen, messtechnisch mit oder ohne Verstopfungen keine Unterschiede im Hautbild feststellen ließen, war eine echte Überraschung für die Wissenschaftlerin. Mögliche Erklärung: So wie es eine gefühlte Temperatur gibt, die man also als viel kälter empfindet als das Thermometer anzeigt, so ähnlich scheint es auch eine Art gefühlte Hautveränderung zu geben. Verstopfung stört eben das Wohlbefinden. Die Last im Darm belastet auch das Selbstwertgefühl.

Bei der Testreihe sollten die Frauen auch einen wissenschaftlichen Fragebogen über ihre Lebensqualität ausfüllen. Die war bei Verstopften deutlich eingeschränkt. Die Betroffenen leiden häufiger unter körperlichen Beschwerden, sind häufiger müde und erschöpft. Die Darmträgheit schlägt auf die Stimmung. Die Frauen fühlen sich auf vielfältige Weise eingeschränkt. Gute Gründe also, bei Bedarf ein Abführmittel zu nehmen.

Laxantien für die Lebensqualität

Müller-Lissner verwarf oder relativierte auf dem Pressesymposium einige der gängigen Ratschläge gegen Verstopfungen. So lohne sich zwar ein Versuch mit Ballaststoffen, nicht jeder Mensch spreche allerdings darauf an. Mit mehr Flüssigkeit sei nur denen geholfen, die tatsächlich unter einem Flüssigkeitsmangel litten.

Und auch der Rat zu mehr Bewegung wäre zwar für Herz und Kreislauf gut, helfe aber nicht grundsätzlich, eine chronische Darmträgheit los zu werden. Insofern trage es zur Lebensqualität bei, sich bei Verstopfung, wenn sonst keine Maßnahme wirkt, mit Abführmitteln wie beispielsweise Bisacodyl zu helfen, führte Müller-Wissner aus. Laxantien seien bei bestimmungsgemäßen Gebrauch im Übrigen besser verträglich, als bisher oft angenommen wurde.

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