Ultraschall spürt kranke Venen auf

Ultraschalluntersuchung der Venen

Geschädigte Venen sorgen nicht nur dafür, dass Betroffene ihre Beine im Sommer nicht vorzeigen. Es drohen Geschwüre oder gefährliche Blutgerinnsel, greifen wir nicht rechtzeitig ein. Dazu muss ein Venenleiden erst erkannt und seine Schwere beurteilt werden. Mit welchen Methoden das geschieht, erläutert Dr. Gerhard Salzmann, Gefäßchirurg sowie ärztlicher Direktor und Chefarzt der Helios William Harvey Klinik in Bad Nauheim.

Welche Beschwerden haben Menschen mit Venenleiden?

Bei Krampfadern erkennen wir erweiterte und gekrümmte Venen am Bein. Beschwerden sind oft nicht vorhanden. Zu denen kommt es, beeinträchtigt das Venenleiden den gesamten Blutkreislauf des Beines. Dann treten unspezifische Symptome wie schwere Beine auf.

Im Sommer bemerken wir eine leichte Schwellung im Knöchelbereich. Sie geht über Nacht zurück. Tauchen Hautverfärbungen oder Gewebeverhärtungen auf, ist ein fortgeschrittenes Stadium erreicht. Das sind Vorstufen von einem offenen Bein – Ärzte sprechen vom Ulcus cruris. Bis zu diesem Stadium entwickeln sich Krampfaderleiden kontinuierlich und über Jahre hinweg.

Ein anderes Krankheitsbild der tiefen Venen stellen die lebensbedrohlichen Thrombosen in den tiefen Beinvenen dar. Diese bemerken Patienten häufig selbst nicht. Allenfalls eine Schwellung des Beines und einen dumpfen Schmerz stellen sie bei Bewegungen fest. Ist jemand bettlägerig, bleibt eine Thrombose unbemerkt und nur die plötzliche Lungenembolie tritt als dramatisches Ereignis auf.

Erkennt der Arzt Venenerkrankungen ohne Geräte?

Wichtig ist, dass der Arzt die Krankengeschichte erfährt. Dabei spielt es eine große Rolle, ob nahe Verwandte Krampfadern hatten. Für dieses Leiden gibt es eine vererbte Veranlagung. Sie äußert sich in einer Bindegewebsschwäche. Sie ziegt sich auch an anderen Organen.

Beispiele sind Leistenbrüche oder ein verfrühter Gelenkverschleiß. Neben der Krankengeschichte hilft dem Arzt eine kurze Betrachtung und das Abtasten des stehenden Patienten, um so die richtige Diagnose zu stellen. Das gilt vor allem, ist jemand schlank und treten krampfaderartig veränderte Venen sichtbar hervor.

Was erkennt der Arzt mittels Ultraschall?

Mit dem Taschendoppler als Einstieg in die apparative Untersuchung erhält der Arzt ein Ultraschallecho ohne Bilder. Damit stellt er die Richtung des Venenstroms fest und ob die Venenklappen funktionieren. Und er kann Aussagen über die Funktion der tiefen Venen machen.

Soweit macht der Arzt eine weitreichende Diagnostik, die noch nicht ausreicht, um eine Operationsentscheidung zu fällen. Dazu müssen noch weitere Verfahren eingesetzt werden. Eines davon ist die Dopplerultraschall-(Duplex)-Untersuchung. Sie leifert ein Bild von den Gefäßen und zeigt den Blutstrom auf.

Mit diesem Verfahren erkennt der Arzt, ob sich in einem Gefäß ein Gerinnsel gebildet hat, in welche Richtung das Blut fließt und ob Blut durch undichte Venenklappen in die Venen zurückläuft. Im Allgemeinen erstellt der Arzt durch die Duplex-Untersuchung eine tragfähige Diagnose. Sie liefert die Grundlage für eine operative Behandlung.

Wird noch geröntgt und verwendet man dabei Kontrastmittel?

Es wird immer noch geröntgt. Und das Röntgen ist nach wie vor der Goldstandard bei Gefäßuntersuchungen, etwa dann, wenn es unklare Befunde beim Ultraschall oder eine Unstimmigkeit mit dem klinischen Befund gibt.

Und bei wiederkehrenden Krampfadern, die eine kompliziertere Anatomie erwarten lassen, ist nach wie vor die Röntgenuntersuchung das Mittel, um alle Venen im tiefen Venensystem komplett darzustellen und die Schwachstellen zwischen dem tiefen und oberflächlichen Venensystem zu erkennen. Diese Schwachstellen sind entscheidend, daher muss der Venenchirurg diese Verbindungen beseitigen.

Die heutigen Röntgenkontrastmittel sind so gut verträglich, dass nur selten allergische Reaktionen vorkommen. Probleme kann es geben, hat jemand eine Schilddrüsenkrankheit. Wichtig ist, dass die Röntgenuntersuchung von einem Routinier gemacht wird. Dann ist es eine Sache von wenigen Minuten, ein Bein zu untersuchen.

Foto: © Alterfalter – fotolia.com