Trübe Stimmung und Unwohlsein?

Eine einsame Frau in einem trostlosen Park

Der Himmel bleigrau, die Tage kurz und der Frühling in weiter Ferne – gerade der November schlägt bei manchen Menschen kräftig auf die Stimmung.

Warum fühlen wir uns in den Wintermonaten oft niedergeschlagen?

Schuld daran: zu wenig Sonne. Das natürliche Licht steuert den Schlaf- und Wachrhythmus. Sie stellen unsere innere Uhr dar. Erhält der Körper zu wenig Helligkeit, erzeugt die Zirbeldrüse tagsüber das Schlafhormon Melatonin.

Der amerikanische-Forscher Norman Rosenthal vom National Institute of Mental Health im US-Bundesstaat Maryland gab diesem Phänomen vor zwanzig Jahren einen Namen: SAD, saisonal abhängige Depression.

Wie zeigt sich diese Depression und was können wir tun?

Typische Symptome für den Winterblues: Lustlosigkeit, Schlappheit und Heißhunger auf Süßes und Kohlenhydrate. Licht in der Dunkelheit. Chronobiologen wissen heute, wie viel Licht unsere Seele für ihre Balance braucht: 3000 bis 4000 Lux, und das täglich mindestens eine Stunde lang. Bürofunzeln liefern 400 bis 500 Lux.

Natürlichem Licht nachempfundene Speziallampen mit Volllichtspektrum können daher bei SAD-Kranken die Lichtlücke füllen. Lange Spaziergänge reichen, um die Stimmung wirkungsvoll aufzuhellen: Selbst an wolkenverhangenen Tagen dringen immer noch 2000 Lux über die Augen ins Gehirn. Ohnehin wirkt Bewegung wie Balsam für die Seele und hellt die Stimmung auf. Sie stellt neben dem natürlichen Tageslicht den wichtigsten Taktgeber für die innere Uhr. Die Art der Bewegung ist dabei nebensächlich.

Wichtiger brauchen wir Spaß und Regelmäßigkeit – mindestens zweimal die Woche. Tanzen etwa bringt neben dem Körpertraining gleich noch zwei Gute-Laune-Faktoren ins Spiel: Musik und Geselligkeit. Beides wirkt wie Medizin, zeigen Studien.

Warum sind unsere Gefühle wichtig für unsere Gesundheit?

Ein neuerer Wissenschaftszweig – die Gelotologie – beschreibt, wieso Heiterkeit gesund hält. Sie setzt das Schmerzempfinden herab und vermindert Stresshormone. Sie stärkt das Immunsystem. Unsere Abwehr funktioniert, wenn wir uns rundherum gut fühlen.

Dazu gehört die Geborgenheit in einer engen Partnerschaft. Bei sanften Berührungen und bei sexueller Erregung, schüttet der Hypothalamus im Gehirn den Botenstoff Oxytocin aus. Der versetzt uns augenblicklich in eine wohlige Stimmung. Seelentiefs und Winterblues haben gegen dieses Zärtlichkeitshormon null Chancen! Wer in keiner festen Beziehung steht, muss deswegen nicht auf Oxytocin verzichten.

Sanfte Massagen lösen ebenfalls einen Schub dieses tollen Wunderstoffs aus. Ein ausgedehntes Verwöhnbad mit Lavendel- oder Hopfenzusätzen wirkt herrlich entspannend – die ätherischen Öle beeinflussen über den Riechkanal direkt das limbische System im Gehirn. Dieses System ist für die Gefühle zuständig. Die Stimmung hebt sich schnell!

Stimmungs-Schalter

Neben Oxytocin gibt es noch eine zweite Substanz, die die Stimmung an trüben Wintertagen aufhellt: das Zungenbrechermolekül 5-Hydroxytryptamin, das wir als Serotonin oder Glückshormon kennen. Dieser chemische Botenstoff stellt nach Meinung vieler Wissenschaftler den Hauptschalter für unsere Stimmung dar.

Wie kein anderer vermittelt er Zufriedenheit und Harmonie. Und er wir können ihn essen! Bestimmte Nahrungsbestandteile helfen dabei, das Serotonin-System zu stimulieren. Die Aminosäure Tryptophan, die in eiweißreicher Nahrung wie Fisch, Käse, Nüssen oder Fleisch steckt.

Fisch macht fröhlich

Aus dieser Vorstufe gewinnt das Gehirn das Molekül des Wohlgefühls. Das Tryptophan braucht dringend Kohlenhydrate, um ins Gehirn zu gelangen. Lächeln wirkt. Nudeln, Zucker, Bananen und Geflügel zählen damit zum Gute-Laune-Futter. Lachs, Makrele, Tunfisch & Co. sind wichtig. Je mehr Fisch wir essen, desto seltener treten Depressionen auf.

Studien testen derzeit Fischöl, insbesondere die Omega-3-Fettsäuren des Fisches, gegen psychische Störungen. Zum Glück geht der Winterblues bei den meisten Menschen nicht so tief. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die über die Befindlichkeit entscheiden. Etwa die Körperhaltung, die über Muskulatur und Nervenbahnen unwillkürlich den Geist beeinflusst. Wer sich einen Ruck gibt, spürt sofort wie sich die Stimmung hebt.

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