Seelische Erkrankungen – Wege aus der Depression

Bei Depressionen ist das Erleben und Verhalten gestört.

Sie empfinden Freudlosigkeit und innere Leere: Depressive Menschen haben die Lust am Leben verloren. Dringend sind sie auf medizinische Hilfe und eine maßgeschneiderte Therapie angewiesen, die das Seelenleid lindert. Graue Tage, trübe Gedanken und Stimmungstiefs kennt wohl jeder Mensch. Zum Glück sind solche Seelenkrisen oft vorübergehend und nach ein paar lustlosen Tagen vergessen.

Anders bei einer echten Depression, einem Volksleiden, das schätzungsweise vier Millionen Deutschen zu schaffen macht. Hierbei handelt es sich um eine ernsthafte psychische Erkrankung, bei der das Erleben und Verhalten gestört ist. Betroffene quälen sich anhaltend mit negativen Gedanken und Gefühlen, verlieren dauerhaft die Lust am Leben, zweifeln an ihrer Person, leiden unter Schuldgefühlen. Auf diese Hoffnungslosigkeit folgen unter Umständen Selbstmordgedanken.

Jeden kann es treffen

14148-1-1Auch wenn Frauen statistisch betrachtet häufiger unter Depressionen leiden als Männer, so kann die psychische Störung grundsätzlich jeden treffen. Sogar vor Kindern macht die Erkrankung nicht halt. Bei den Jüngsten versteckt sich die Depression oft hinter Verhaltensauffälligkeiten, Leistungseinbrüchen und körperlichen Symptomen, so dass die Diagnose nicht leicht ist. Wie und warum eine Depression entsteht, ist bis heute nicht geklärt.

Bekannt ist, dass bei depressiven Menschen der Stoffwechsel des Gehirns gestört ist: Bestimmte Botenstoffe, die für die Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen verantwortlich sind, geraten aus der Balance. Eine familiäre Veranlagung oder belastende Lebensumstände können bei der Entstehung der Depression eine Rolle spielen. Bei vielen Patienten fehlen jedoch diese „klassischen“ Auslöser“.

Langer Leidensweg

Das Dilemma: Weil sich depressive Menschen oft selbst die Schuld an ihrer Erkrankung geben, scheuen sie den so wichtigen Weg zum Arzt. Die Angst vor negativen Reaktionen der Umwelt hindert sie oft daran, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen. Denn während man offen über Bluthochdruck oder Rheuma spricht, sind seelische Probleme nach wie vor Tabuthemen.

So kommt es, dass psychisch Kranke in unserer Gesellschaft oftmals stigmatisiert und diskriminiert werden. Scham und Einsamkeit lassen Depressive immer tiefer in das Loch der Verzweiflung fallen. Ein fataler Teufelskreis: Depressive Menschen sind dringend auf eine maßgeschneiderte Behandlung angewiesen.

Therapie nach Maß

Die gute Nachricht: Mittlerweile gibt es wirksame Therapien. Sie helfen den Betroffenen, das Leben wieder genießen zu können. Man kann leichtere bis mittelschwere depressive Störungen oft erfolgreich mit Johanniskraut behandeln: Diese Heilpflanze kann das gestörte Gleichgewicht des Hirnstoffwechsels stabilisieren und die Stimmung so aufhellen. Wichtig zu wissen: Nur hoch dosierte Präparate aus der Apotheke versprechen die gewünschte Wirkung.

Und: Obwohl es Johanniskraut-Extrakte ohne Rezept in Apotheken gibt, kann der Arzt die wirksamen Arzneien nach wie vor verschreiben. Bei vielen Patienten tritt wenige Wochen nach Behandlungsbeginn eine Besserung der Beschwerden ein. Wichtig: Bei schweren Depressionen führt zunächst kein Weg an verschreibungspflichtigen Antidepressiva vorbei.

Im Gegensatz zu einem Irrglauben machen diese Medikamente weder süchtig noch verändern sie die Persönlichkeit. Vielmehr können die Wirkstoffe die aus der Balance geratenen Botenstoffe im Gehirn wieder normalisieren und die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen fördern.

Gespräche für die Seele

Neben solchen Medikamenten brauchen Betroffene oftmals eine spezielle Psychotherapie. Diese ermöglicht es ihnen langfristig, wieder Freude, Hoffnung und Lebenslust zu spüren. Als sehr wirksam haben sich in der Praxis die Kognitive Verhaltenstherapie und die Interpersonelle Therapie herausgestellt.

Die Kognitive Verhaltenstherapie ermöglicht es dem Patienten, negative Denkmuster Schritt für Schritt zu verändern. Bei der Interpersonellen Therapie stehen problematische Beziehungen im Vordergrund der Gespräche.

Rat & Hilfe

Das „Deutsche Bündnis gegen Depression e.V.“ hat sich zur Aufgabe gemacht, über Depressionen aufzuklären. Darüber hinaus will es die medizinische Versorgung Betroffener deutlich verbessern. Informationen zu regionalen Aktivitäten, Veranstaltungshinweise sowie Adressen von Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Ansprechpartnern in Wohnortnähe finden Interessierte und Betroffene unter: www.buendnis-depression.de.

Männer leiden anders

Depressionen – eine Frauenkrankheit? Das stimmt nicht: Bei Männern wird die Erkrankung einfach seltener diagnostiziert. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Männer neigen dazu, die „typisch weiblichen“ Symptome einer Depression wie Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit und Traurigkeit bei sich selbst rigoros abzuwehren. Hinzu kommt, dass viele Männer ausgesprochene Arztmuffel sind. Das macht die Diagnose umso schwieriger.

„Männerdepressionen beginnen oft schleichend“, weiß Professor Ulrich Trenckmann. „Und häufig werden sie als „Überarbeitung“ oder ‚allgemeine Erschöpfung’ verkannt.“ Anders als depressive Frauen neigen Männer zu aggressivem Verhalten, sind schlecht gelaunt und reizbar. Einige Betroffene versuchen, ihr Problem durch exzessive sportliche Betätigungen zu vertreiben. Andere greifen zum Alkohol oder stürzen sich in die Arbeit.

Professor Trenckmann: „Besonders depressionsanfällig sind die Ehrgeizigen, die immer alles 120-prozentig richtig machen wollen. Männer dürfen sich leider in unserer Gesellschaft noch immer weniger Schwächen eingestehen als Frauen.“ Der ärztliche Direktor der Westfälischen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hemer rät dazu, bei Verdacht auf eine depressive Verstimmung einen Arzt aufzusuchen.

Nicht zuletzt deshalb, weil Johanniskrautpräparate erstattungsfähig sind – der Arzt kann sie also verschreiben. Studien zufolge wirken Johanniskrautpräparate bei leichten und mittelschweren Depressionen ebenso gut wie synthetische Medikamente. „Außerhalb der Apotheke erhältliche Johanniskrautpräparate sind nicht empfehlenswert. Sie sind nicht ausreichend dosiert und ihr Wirkstoffgehalt ist nicht standardisiert.

Quelle: Ratgeber aus Ihrer Apotheke

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Foto Artikel: Steigerwald