Wenn Viren widerborstig werden

Bei Erkältung nicht gleich zu Antibiotika greifen.

Vor allem in der kalten Jahreszeit suchen uns Viren und Bakterien heim. Gegen beide helfen in vielen Fällen spezielle Medikamente. Doch diese Waffe droht nutzlos zu werden, warnten jetzt Mediziner auf einer Presseveranstaltung in Hamburg.

Atemwegsinfekte durch Viren

»Viren können sehr unterschiedliche Atemwegsinfekte verursachen«, schildert Professor Armin Heufelder. »Egal, ob es sich um eine Bronchitis, eine Entzündung der Nebenhöhlen, eine Mandelentzündung oder einen grippalen Infekt handelt, alle diese Infekte beginnen im Nasen-Rachen-Raum.«

»Also mit einem Kratzen im Hals oder einer verstopften Nase. Von dort steigen die Erreger entweder ab in Richtung Bronchien oder auf in die Nasennebenhöhlen«, berichtet der niedergelassene Facharzt für Medizin.

Zu schnell Antibiotika verschrieben

Leider, so bedauert der Münchener Mediziner, verschreiben Ärzte bei diesen einfachen Virusinfekten nicht nur oft unnötig Antibiotika. Sie wirken nicht gegen Viren. Immer häufiger stehen ebenso sogenannte antivirale Medikamente auf dem Rezeptblock. »Diese wichtigen Arzneimittel sind unsere einzige Waffe gegen die echte Grippe. Sie verläuft viel schwerwiegender als eine Erkältung und kann insbesondere bei kleinen Kindern und älteren Menschen tödlich verlaufen.«

Heufelder warnt: »Wenn wir diese Medikamente bei jedem banalen Atemwegsinfekt einsetzen, wird diese Waffe stumpf, weil Viren mit atemberaubender Geschwindigkeit Resistenzen dagegen entwickeln.« Die bedrohliche Folge sieht man laut dem Münchener Mediziner in Ländern, in denen Ärzte diese Medikamente seit Jahren verordnen. »In den USA oder Japan sprechen bereits jetzt 20 bis 30 Prozent der Viren nicht mehr auf diese lebensrettenden Medikamente an.«

Eine ähnliche Entwicklung gibt es seit vielen Jahren bei Bakterien. Antibiotika galten lange als Wunderwaffe gegen diese Krankheitserreger. Doch eben dieses Schwert stumpft immer weiter ab, warnt Professor Dr. med. Franz D. Daschner, Direktor des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene in Freiburg.

»Leider werden immer noch bei 70 bis 80 Prozent der Patienten mit Atemwegsinfekten sofort Antibiotika gegeben. Hierzu zählen zum Beispiel die akute Bronchitis, Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder der Mandeln.«

Rebellische Bakterien

Die mittelfristig gefährlichste Folge unnötiger Antibiotika-Therapie: Immer mehr Bakterienstämme zeigen sich gegenüber allen verfügbaren Antibiotika unempfindlich. Daschner: »Diese Entwicklung ist kein abstraktes, gesundheitspolitisches Problem, sondern kann jeden von uns treffen. Lebensbedrohliche bakterielle Infektionen wie Hirnhautentzündung oder Lungenentzündung werden dadurch nicht mehr behandelbar.«

Einen möglichen Ausweg aus dieser therapeutischen Sackgasse liefern laut Daschner pflanzliche Medikamente, die das Immunsystem unterstützen. Hierzu zählen zum Beispiel Echinacea, Lebensbaum, wilder Indigo, Wasserdost und Taigawurzel.

»Wir haben uns am Institut wissenschaftlich intensiv mit dem südafrikanischen Wurzelextrakt Umckaloabo beschäftigt. Er durchkreuzt sozusagen die Infektionsstrategie der Bakterien an den Schleimhäuten der Atemwege. Dieser Mechanismus – das Bekämpfen der Infektviren durch das eigene Immunsystem – hat den großen Vorteil, dass sich keine Resistenzen entwickeln können.«

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