Harninkontinenz – Was der Apotheker bei Blasenschwäche rät

Eine junge Frau sitzt auf der Toilette

Blasenschwäche? Über dieses vermeintlich „peinliche“ Übel schweigen deutsche Frauen und Männer hartnäckig. Dabei ist Blasenschwäche weit verbreitet. Nicht nur alte, sondern auch viele jüngere Menschen leiden unter dem Unvermögen, ihre Blase kontrollieren zu können.

Schweigen macht einsam

Aus Scham versuchen viele Patienten, sich selbst zu helfen. Sie greifen zu Damenbinden, Papiertaschentüchern oder ähnlichen „Hilfsmitteln“, damit die Hose trocken bleibt. Leider nur mit sehr begrenztem Erfolg. Andere ziehen sich Stück für Stück aus dem gesellschaftlichen Leben zurück, damit die Krankheit nicht öffentlich wird. Soziale Isolation und der Verlust an Lebensfreude sind da vorprogrammiert.

So weit sollte es nicht kommen. Schon ein Beratungsgespräch in der Apotheke kann Betroffenen in vielerlei Hinsicht helfen und die Lebensqualität steigern. Patienten mit Blasenschwäche sollten sich daher nicht länger scheuen, den Apotheker um ein diskretes Gespräch „unter vier Augen“ zu bitten.

Sicher, diskret, komfortabel

Im Beratungsgespräch wird der Apotheker Betroffene zunächst über geeignete und zuverlässige Inkontinenzhilfen informieren. Moderne Einlagen und Windelhosen (Inkontinenzslips) sind wahre High-Tech-Produkte, die Sicherheit, Diskretion und höchsten Tragekomfort miteinander kombinieren. Welche Inkontinenzhilfen im Einzelfall die richtigen sind, hängt wesentlich von der Ausprägung der Blasenschwäche ab.

Bei leichteren und mittelschweren Formen der Harninkontinenz kommen Einlagen bzw. Vorlagen in Frage. Diese trägt man – ähnlich wie Damenbinden – in der Unterwäsche. Sie halten lange trocken und verhindern die Entstehung von Gerüchen. Sie „rascheln“ nicht und bleiben in Form. Einlagen gibt es in unterschiedlichen Saugstärken. Sehr sicher sitzen sie in Kombination mit speziellen Fixierhosen (z. B. Netzhosen), anstelle der normalen Unterwäsche.

Es gibt ebenso Produkte für den einmaligen Gebrauch, die Einlage und Höschen kombinieren. Gut zu wissen: Für Männer mit Blasenschwäche gibt es spezielle Vorlagen, die der männlichen Anatomie optimal angepasst sind. Bei schwererer Inkontinenz sind Patienten oftmals auf Windelhosen bzw. Inkontinenzslips angewiesen. Diese sind entweder wie herkömmliche Unterhosen zum Hineinschlüpfen gearbeitet oder werden wie klassische Windeln seitlich zugeklebt.

Die Inkontinenzslips sind sehr saugfähig und oft so unauffällig, dass Betroffene sie unbemerkt unter der normalen Kleidung tragen können. Abhängig vom Schweregrad der Blasenschwäche wird der Apotheker zusätzlich zu speziellen Unterlagen raten, die  man sich zum Schutz der Matratze ins Bett legt.

Kompetenter Rat & schnelle Hilfe

Natürlich wird der Apotheker nicht nur „Soforthilfe“ leisten, sondern den Patienten ebenso weitere Ratschläge mit auf den Weg geben. Wichtig: Blasenschwäche ist kein unabdingbares Schicksal, sondern kann ursächlich behandelt werden. Je nach Art und Ursache der Harninkontinenz ist es möglich, die Krankheit durch Beckenboden- und Blasentraining, durch Medikamente oder eine Operation zu lindern oder zu heilen. Nur einer der Gründe, warum der Gang zum Arzt unerlässlich ist.

Auch die Natur hält wirksame Mittel gegen die schwache Blase bereit – beispielsweise Extrakte aus Kürbissamen, Brennnesselwurzel und Gewürzsumachrinde gegen eine leichtere Form der Reizblase. Hoch dosierter Extrakt aus dem mexikanischen Opuntia-Kaktus hat sich ebenso bewährt. Entsprechende Präparate gibt es rezeptfrei in der Apotheke.

Inkontinenzhilfen: Wann zahlt die Kasse?

Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt die Krankenkasse die Kosten für vom Arzt verordnete Inkontinenzhilfen. Beispielsweise dann, wenn sie Menschen mit Harninkontinenz die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Auch wenn der Arzt die Produkte im Zusammenhang mit einer Krankheit oder zur Vorbeugung von Hautschäden verordnet, zahlt die Kasse. Voraussetzung: Das verordnete Produkt steht in der so genannten Hilfsmittelliste.

Fitness für den Beckenboden

Wer den Beckenboden rechtzeitig trainiert und in Form hält, kann Blasenschwäche oftmals vorbeugen. Wir haben Tipps:

  • Trainieren Sie Ihre Beckenbodenmuskulat rechtzeitig durch kleine Übungen im Büro und zu Hause. Sportvereine und Volkshochschulen bieten spezielle Kurse an.
  • Starkes Übergewicht ist ein großer Feind von Blase und Beckenboden. Reduzieren Sie gegebenenfalls Ihr Gewicht.
  • „No Sports“ ist nicht gut für die Blase. Denn körperliche Bewegung kräftigt die Beckenbodenmuskulatur und steigertn darüber hinaus das allgemeine Wohlbefinden.
  • Heben Sie schwere Gegenstände (z. B. Einkaufstaschen, Getränkekisten) nur aus der Hocke hoch. Durch diese Technik schonen Sie die Beckenbodenmuskulatur und gleichzeitig die Wirbelsäule.
  • Aufs Atmen kommt es an: Bauchatmung ist besser als Brustatmung.

Foto: © Lars Zahner – Fotolia.com