Wie Kaffee und Co. den Blutzucker beeinflussen

Kaffee beeinflusst den Blutzucker.

Genussmittel bescheren vielen Menschen ein seelisches Hoch im grauen Alltag: die Tasse Kaffee oder die Zigarette nach dem Essen, der Schluck Wein am Abend. Bei Diabetikern bringt der Genuss oft Verdruss in Form hoher oder tiefer Blutzuckerwerte.

Hohe Blutzuckerwerte nach dem Essen begünstigen das Risiko für Diabetes-Folgeschäden am Herz-Kreislauf-System. Ihre Ursachen liegen z.B. in übermäßiger Aufnahme von Kohlenhydraten oder zu geringen Insulin- bzw. Tablettendosen. Mit Koffein steht eine weitere Substanz im Verdacht. Als Inhaltsstoff von Kaffee, schwarzem und grünem Tee treibt es das Gehirn zu mehr Leistung und vertreibt Kopfweh. In großen Mengen macht es nervös und schadet Diabetikern.

Im Belastungstest belegt

Im Rahmen einer Studie kombinierten Wissenschaftler den normalen Glukose-Belastungstest mit Koffein-Messungen. Dazu erhielten die Testpersonen morgens nüchtern mit Koffein gefüllte Kapseln. Die Ergebnisse: Koffein verschlechterte nicht den Nüchtern-Blutzucker. Zwei Stunden nach dem Glukose-Belastungstest erhielten die Wissenschaftler jedoch verschlechterte Werte – im Vergleich mit den Blutzuckerwerten von Diabetikern, die keine Koffeinkapseln eingenommen hatten.

So verhalten Sie sich richtig

Eine abschließende Empfehlung zur Menge des Kaffeegenusses bei Typ-2-Diabetes geben Experten nicht. Dazu fehlen ihnen weitere Studien zur Belegung der genannten Ergebnisse. Trinken Sie täglich nicht mehr als vier bis fünf Tassen. So finden Sie für sich persönlich heraus, ob sich der Blutzucker an kaffeefreien Tagen günstiger verhält als an solchen mit gewohntem Kaffeekonsum.

Risiko durchs Rauchen

In einer anderen Studie gingen Wissenschaftler der Frage nach, ob das Rauchen von Zigaretten den Zuckerstoffwechsel negativ beeinflusst. Die Antwort: Ja! Beim Glukose-Belastungstest schnitten Raucher schlechter ab als Nicht- und Exraucher. Indirekt fördert Rauchen einen Diabetes, weil es den sog. oxidativen Stress erhöht. Aggressive Teilchen greifen die Körperzellen und deren Bausteine an.

Diese Vorgänge hängen mit der Entstehung von Diabetes zusammen. Der Rauch schadet Typ-2-Diabetikern und steigert das Risiko einer Erkrankung an Typ-2-Diabetes bei gesunden Menschen. Das ergab die Studie. Und dies geschieht unabhängig von der Anzahl pro Tag gerauchter Zigaretten.

Finger weg vom Tabak!

Die Studie zeigt für Diabetiker und für Menschen, in deren Familie Verwandte ersten Grades unter Diabetes leiden, für Menschen mit Bluthochdruck oder/und Übergewicht: Finger weg von Zigaretten! Wem der Entzug nicht gelingt, der fragt Arzt oder Apotheker nach einem speziellen Entwöhnungsprogramm für Raucher und eventuellen Hilfen. Im Rahmen eines solchen Programms lernen Sie, eine starke Gewichtszunahme infolge des Zigarettenentzugs zu verhindern.

Berg- und Talfahrt mit Alkohol

Diabetiker dürfen unter zwei Voraussetzungen Alkohol trinken: Sie trinken maßvoll und sie wissen mit den Reaktionen ihres Blutzuckers nach Alkoholgenuss umzugehen. Der Blutzucker reagiert auf größere Alkoholmengen mit einer Talfahrt. Das bedeutet: Die Werte sinken, schlimmstenfalls bis zum Unterzuckerschock. Dieser Vorgang ist unabhängig von der Restsüße des Weines! Wie kommt das?

Die Leber dient dem Menschen als Glukoseproduzent und -speicher für Zeiten mit niedrigem Kohlehydrat-Spiegel. Unterzuckert er, braucht ein Diabetiker diese Notration aus der Leber. Hier und bei Unterzuckerungen während des Schlafes rettet die Leber den ganzen Menschen. Sie stellt vermehrt Glukose her und setzt die gespeicherte frei. Das treibt den Blutzucker in die Höhe.

Ist Alkohol im Spiel, fällt dieser Mechanismus aus. Dann beschäftigt sich die Leber intensiv mit dessen Abbau und findet keine Zeit zur Glukoseproduktion und -freisetzung. Es fehlt die körpereigene Instanz, um den Diabetiker vor einem Unterzuckerschock zu bewahren. Und er fühlt sich von Alkohol benebelt oft nicht in der Lage, richtig auf die tiefen Werte zu reagieren. Das gelingt mit der Zufuhr schnell wirksamer Kohlenhydrate aus Traubenzucker, Cola oder Limonade.

Zuckerbewusst trinken

Zwei Gläser eines trockenen Weins sind erlaubt. Davor und währenddessen immer wieder fett- und kohlenhydrathaltige Snacks naschen. So steigt der Alkohol nicht zu Kopfe. Diabetiker, die Insulin spritzen oder Tabletten einnehmen, die der Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin entlocken, müssen den Blutzucker dann im Laufe des Abends häufiger und unbedingt vor dem Zubettgehen noch einmal kontrollieren. Liegt dieser letzte Wert niedriger als 160 Milligramm pro Deziliter (mg/dl), müssen ein bis zwei Broteinheiten Brot zusätzlich gegessen werden.

Quelle: Neue Apotheken Illustrierte vom 1. März 2005

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