Wirksam & sicher: Heilmittel aus der „grünen Apotheke“

Frisch gebrühter Kräutertee

Rebelliert der Magen, läuft die Nase oder bereitet das Einschlafen Probleme, verlassen sich viele Menschen auf die Heilkraft der Natur. Zu Recht: Üflanzliche Arzneimittel helfen zuverlässig gegen viele Beschwerden.

In den mittelalterlichen Klosterapotheken wurden sie mit Sorgfalt getrocknet, zerkleinert, verarbeitet und geschickt miteinander gemischt: Jene Blüten, Wurzeln, Früchte und Blätter unterschiedlichster Pflanzen, denen heilsame Kräfte nachgesagt wurden. Um 840 schrieb der Abt Walahfried Strabo das botanische Werk „Hortulus“, und aus dem 11. Jahrhundert stammt das Kräuterheilkunde-Buch „Macer floridus“, das viele Heilpflanzen beschreibt.

Was die heilkundigen Mönche und Nonnen des Mittelalters wussten und in ihren Schriften festhielten, ist heute wissenschaftlich gesichert und in zahlreichen Studien belegt: Viele Pflanzen sind in der Lage, der Gesundheit auf natürliche Weise auf die Sprünge zu helfen – den Organismus zu stärken, Beschwerden vorzubeugen oder zu heilen. Pflanzliche Medikamente spielen in der modernen Medizin eine wichtige Rolle und von viele Menschen nutzen sie als willkommene Alternative zu chemischen Medikamenten.

Tee, Tinktur oder Tablette

Pflanzliche Arzneimittel heißen in der Fachsprache Phytopharmaka. Heute gibt es sie in unterschiedlichster Gestalt: Wirksame Klassiker sind Arzneitees, zu deren Zubereitung getrocknete Pflanzenteile aufgekocht oder mit kochendem Wasser übergossen werden. Bekannte Beispiele sind Kamillen- oder Fencheltee. Andere Zubereitungsarten sind Extrakte und Tinkturen, bei denen die Pflanzenteile mit Wasser und Alkohol gemischt werden.

Durch das Ansetzen mit Alkohol lösen sich auch die nicht wasserlöslichen Bestandteile einer Pflanze. Durch vorsichtiges Verdampfen kann flüssiger Extrakt dann zu Saft, Tabletten, Dragees oder Kapseln verarbeitet werden. Pflanzenwirkstoffe, die sich besonders gut in Öl lösen, werden mit Öl bearbeitet und in Form von Kapseln angeboten. Pflanzliche Präparate aus der Apotheke sind standardisiert und auf Schadstofffreiheit geprüft.

Erkältungen

Egal ob es darum geht, das Immunsystem bei der Infektabwehr zu unterstützen, trockenen Reizhusten zu lindern, die Schleimhäute zu befeuchten oder das Abhusten zu erleichtern – bei grippalen Infekten kommt kaum jemand an Heilpflanzen vorbei.

Schleimlösend bei fest sitzendem Erkältungshusten wirken u.a. Thymian und Efeu. Erkältungsbalsame mit ätherischem Eukalyptusöl, schweißtreibende Tees mit Linden- und Holunderblüten sowie Gurgellösungen mit Salbei sind nur einige Beispiele für die Vielfalt der Pflanzenmedizin zur Linderung von Husten, Schnupfen und Heiserkeit.

Magen-Darm-Beschwerden

Blähungen und Völlegefühl kennt jeder. Oft lassen sich diese lästigen Beschwerden mit einer Tasse Tee vertreiben. Kräuter wie Pfefferminze, Kümmel, Kamille und Angelika lösen sanft Krämpfe & Co. Gegen Verstopfung gibt es eine Reihe von pflanzlichen Mitteln, deren Wirkung allerdings weniger sanft ist. Lassen Sie sich in puncto Abführmittel bitte immer in der Apotheke beraten!

Herz-Kreislauf-Probleme

Vor allem im höheren Lebensalter plagen Herz-Kreislauf-Beschwerden viele Menschen. Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), Herzschwäche und Durchblutungsstörungen gehören dazu. Natürlich müssen diese Krankheiten ursächlich vom Arzt behandelt werden.

Oft ist es hilfreich, die Therapie durch pflanzliche Arzneien zu ergänzen. Ein bewährter Gefäßfreund, der für „freie Adern“ sorgt, ist der Knoblauch. Ein hilfreiches Mittel gegen Durchblutungsstörungen im Gehirn stellt der Ginkgo dar. Der bekannteste Herzfreund ist der Weißdorn, der sich gut zur Behandlung einer leichten Herzschwäche eignet.

Schlafstörungen & Seelenleid

Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen sind oft die Folgen von Stress. Mild wirkende Helfer sind pflanzliche Schlaf- und Beruhigungsmittel wie Baldrian, Hopfen und Melisse. Um den Schlaf zu fördern und seelische Verstimmungen zu vertreiben, hat sich das Johanniskraut bewährt.

Blasen- und Prostataleiden

Blasenentzündungen, die heftige Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen verursachen, machen oft Frauen zu schaffen. Um die schmerzhafte Entzündung zu lindern, haben sich Blasen- und Nierentees bewährt.

Sie enthalten Kräuter wie Schachtelhalm, Birkenblätter und Brennnessel, die die Niere zur Harnproduktion anregen. Desinfizierend wirkt die Bärentraube. Gegen Reizblase und prostatabedingte Blasenschwäche kommen u.a. Extrakte aus Kürbissamen und Sägepalme zum Einsatz.

Schmerzen

Eine Reihe von Heilpflanzen haben sich bei bestimmten Beschwerdebildern bewährt: Pestwurz beispielsweise beugt erfolgreich Migräne vor. Gegen rheumatische Beschwerden hilft Teufelskralle. Weidenrinde wurde schon in der Antike gegen Fieber und Schmerzen angewandt. Die Wirkung ist ähnlich der heute synthetisch hergestellten Acetylsalicylsäure.

Gegen viele andere Alltagsbeschwerden und chronische Leiden sind weitere Heilkräuter gewachsen: Traubensilberkerze hilft gegen Wechseljahrsbeschwerden, Rosskastanie gegen Venenleiden, Pfefferminzöl vertreibt Spannungskopfschmerzen und Artischockenblätter fördern die Fettverdauung – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig Phytopharmaka sind.

In der Apotheke sind Sie richtig!

Heute bieten auch Discounter und Drogeriemärkte pflanzliche Arzneimittel an, beispielsweise Ginkgo-, Johanniskraut- und Teufelskrallen-Präparate. Doch die Unterschiede können beträchtlich sein: Produkte, die ausserhalb der Apotheke verkauft werden dürfen, sind gemäss Arzneimittelgesetz lediglich zur Behandlung von Befindlichkeitsstörungen und zur Steigerung von Körperfunktionen zugelassen.

Apothekenpflichtige Arzneimittel hingegen werden auch zur Therapie von Erkrankungen eingesetzt. Discount-Produkte haben häufig eine viel niedrigere Dosierung, so dass höhere Einnahmemengen erforderlich sind, um die empfohlene Tagesdosis zu erreichen.

Ob Discountprodukte den hohen Ansprüchen an eine gleich bleibend hohe Qualität der Extrakte gerecht werden, bleibt fraglich – in der Apotheke ist das selbstverständlich. Und nicht nur das: In der Apotheke bekommen Kunden neben wirksamen Arzneimitteln auch die notwendige Beratung – über die richtige Dosierung, die optimale Anwendung, mögliche Neben- und Wechselwirkungen.

Pflanzlich heißt nicht harmlos

Es gibt viele pflanzliche Arzneimittel, die sanft wirken, gut verträglich sind und kaum Nebenwirkungen haben. Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass Phytopharmaka grundsätzlich sanft und nebenwirkungsfrei sind und von jedem bedenkenlos eingenommen werden können.

Manche pflanzliche Arzneimittel rufen Allergien hervor, andere beeinflussen die Wirksamkeit verordneter Medikamente usw. Deshalb ist es wichtig, sich in der Apotheke ausführlich zu informieren und den Beipackzettel zu studieren.

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