Total-Operation – Das hormonelle Gleichgewicht bewahren

Bei einer Total-Operation gibt es Hilfen, damit Sie sich wieder "als richtige Frau" fühlen können.

In manchen Fällen verursacht die Körperchemie viele Schwierigkeiten: Wenn wegen eines bösartigen Tumors, Zysten oder anderen Erkrankungen nicht nur die Gebärmutter, sondern auch beide Eierstöcke operativ entfernt werden müssen, sinkt danach der Testosteron-Pegel im weiblichen Körper um bis zu 50 Prozent ab. Der Grund: die Eierstöcke stellen in Kooperation mit der Nebenniere den größten Teil des Testosterons her. Das „Lusthormon“ steuert im Körper das sexuelle Verlangen.

Im Turbotempo in die Wechseljahre

13915-1-1Männer produzieren erheblich mehr Testosteron als Frauen. Doch bei Frauen spielt das „männliche“ Hormon (= Androgen) neben den „weiblichen“ Östrogenen ebenso eine gewichtige Rolle bei vielen Vorgängen im Körper. Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter weisen drei- bis viermal so viele Androgene wie Östrogene auf. Mit zunehmendem Alter verringert sich die Hormonproduktion dann allmählich.

Müssen sich jüngere Frauen einer Total-Operation unterziehen, bei der außer der Gebärmutter auch die Eierstöcke entfernt werden, leiden sie oft unter der plötzlichen Hormonumstellung: Von heute auf morgen geraten sie in die Wechseljahre. „Chirurgisch bedingte Menopause“ heißt das bei Fachleuten und geht oft mit den typischen Wechseljahresbeschwerden einher: Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, die Haut wird trockener, die Haare brüchiger.

Bei dieser Menopause im Zeitraffer bemerkt etwa jede dritte Frau ein deutliches Nachlassen des sexuellen Verlangens. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt: Sie denken weniger an Sex und sie haben weniger Sex. Es fällt ihnen schwerer, einen Orgasmus zu bekommen. Diese ungewollte Veränderung empfinden vor allem jüngere Frauen als belastend.

Testosteronpflaster als Langzeittherapie

Eine fachärztliche Beratung kann klären, ob eine ergänzende Hormontherapie sinnvoll ist. Denn die Nebenniere produziert noch Testosteron, deshalb spüren nicht alle Frauen das Nachlassen der Lust so deutlich. Einigen macht vor allem das Gefühl zu schaffen, als Frau nicht mehr „vollwertig“ zu sein. Hier helfen Gespräche mehr als ein Medikament.

Doch wenn alles in Ordnung ist und nur das fehlende sexuelle Verlangen die Partnerschaft beeinträchtigt, könnte ein spezielles Testosteronpflaster helfen. Seit eniger Zeit ist es bei uns auf Rezept erhältlich. Die Ärzte verschreiben es ausschließlich Frauen, die nach einer Total-Operation keine Gebärmutter und keine Eierstöcke mehr haben und die eine begleitende Östrogentherapie erhalten.

Das Pflaster gleicht den Testosteronmangel genau dosiert aus. Zwei Studien haben eine gute Wirksamkeit belegt: Viele Frauen fühlten sich aktiver und wollten deshalb nach dem Ende der Studie die Pflastertherapie weiterführen.

Kein „Viagra für Frauen“

Als schnelles „Lust-Doping“ eignet sich das Pflaster allerdings nicht: Erst nach gut vier Wochen ist die Wirkung nachweisbar und erreicht den optimalen Wirkungsgrad nach drei Monaten. Dafür muss man das handtellergroße, durchsichtige Pflaster auf den Unterbauch kleben und etwa alle drei bis vier Tage wechseln. Es sondert 300 Mikrogramm pflanzliches Testosteron direkt in die Blutbahn ab. Und zwar in etwa die Menge, die eine Frau vor der Menopause selbst produziert.

Anders als Tabletten wirkt das Pflaster unmittelbar. Man kann es deswegen niedriger dosieren. Knapp ein Drittel der getesteten Frauen registrierte Nebenwirkungen wie leichte Hautreizungen oder Rötungen durch den Pflasterkontakt.

Was passiert bei einer Total-Operation?

Bei bestimmten Erkrankungen kann die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie, auch Uterusextirpation) und in einigen Fällen ebenso die der Eierstöcke notwendig sein. Das ist zum Beispiel bei Krebserkrankungen der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses der Fall. Gleiches gilt bei Tumoren an einem oder beiden Eierstöcken.

Auch extreme Blutungen nach der Geburt oder ständig wiederkehrende starke Blutungen können gefährlich werden. Genauso wie schwere Entzündungen und Eitergeschwüre im Bereich der inneren Organe. Bei gutartigen Tumoren, Myomknoten, einem Gebärmuttervorfall oder anderen Problemen versuchen Ärzte oft zunächst andere Therapien.

Ist die Totaloperation unumgänglich, stehen drei verschiedene Verfahren zur Auswahl: Die Ärzte operieren die Gebärmutter über einen Bauchschnitt heraus oder entfernen die Gebärmutter durch die Scheide. Die dritte Möglichkeit führen nur wenige Spezialkliniken durch: Man entfernt die Gebärmutter minimalinvasiv bei einer Bauchspiegelung über mehrere kleine Schnitte in der Bauchdecke stückchenweise.

Die Operationsmethode hängt von der Erkrankung ab. Der Bauchschnitt wird oft bei einer sehr großen Gebärmutter oder bei Krebserkrankungen angewandt. Dabei kann neben der Entfernung des umliegenden Lymphgewebes in manchen Fällen ebenso die Entnahme der Eileiter und Eierstöcke notwendig sein. Vor einem Eingriff sollte man sich von Fachärzten ausführlich informieren und beraten lassen.

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Foto Artikel: Procter & Gamble Pharmaceuticals