Kein Wunder, dass die Stimmung während der Wechseljahre in den Keller rutscht: Solche Veränderungsprozesse hinterlassen Spuren. Zumal in dieser Lebensphase weitere Umbrüche anstehen: Die Kinder verlassen das Haus, die berufliche Situation kann belastend sein. Doch nicht alle Frauen leiden unter dem Wandel. Mehrere Studien zeigen: Wer aktiv und mit seinem Leben zufrieden ist, dem setzen die Wechseljahre weniger zu.
Jede erlebt das Klimakterium anders
Wann die Wechseljahre einsetzen und wie lange sie dauern, ist individuell verschieden. Die körperlichen Auswirkungen können sich unterschiedlich bemerkbar machen: Es gibt Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche, die den Schlaf stören. Darüber hinaus reicht die Liste der Beschwerden über Herzjagen, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Abgeschlagenheit. Wechseljahre können soagr Depressionen auslösen.
Durch den Östrogenmangel wird die Scheide trockener und empfindlicher, auch gegen Infektionen. Die Haut verliert allmählich ihre Elastizität. Das Haar wird dünner und die Knochen spröder. Jede Frau reagiert anders: Etwa ein Viertel aller betroffenen Frauen spürt keine Beschwerden und gut die Hälfte hat gelegentlich Beschwerden. Ein weiteres Viertel fühlt sich massiv in der Lebensqualität eingeschränkt.
Wie der Körper sich umstellt
Die Übergangsphase im weiblichen Organismus beginnt oft vor der letzten Regelblutung. Die Produktion weiblicher Hormone nimmt langsam ab: Ab 35 Jahren reduziert sich allmählich die Menge des Gelbkörperhormons (Progesteron). Als Folge des sinkenden Progesteronspiegels werden die Wechseljahre durch zunehmend unregelmäßige Monatsblutungen eingeleitet, die Fortpflanzungsfähigkeit schwindet ebenso.
Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr hören die Monatsblutungen auf. Die verminderte Östrogenproduktion hat zur Folge, dass sich die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr aufbaut und mit der Zeit zurückbildet. Dieser Prozess zieht sich über längere Zeit hin. Selbst nach der letzten Regelblutung (Menopause) bilden die Eierstöcke immer noch geringe Mengen Östrogen, bis sie ihre Produktion ganz einstellen. Diese letzte Phase (Postmenopause) dauert circa zehn Jahre.
Hormontherapie – ja oder nein?
Lange galt eine Hormonersatztherapie (HET) als Standardbehandlung, um die zurückgehende Hormonproduktion auszugleichen und gesundheitlichen Risiken wie Osteoporose vorzubeugen. Darüber hinaus bleibt die Haut dann länger elastisch und das Haar voller: Die Hormonkur schien lange ein Wundermittel, um den Alterungsprozess zu verzögern.
Zwei große Studien haben nachgewiesen, dass die übliche Hormonbehandlung mit Östrogen und Gestagen nicht ohne Risiken ist. Die Anfälligkeit für Thrombosen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Brustkrebs steigt, je länger sie andauert. Nicht nur das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rät deshalb zur Zurückhaltung.
Wem die Wechseljahre nicht so stark zusetzen, der kann auf Hormongaben verzichten. Bei massiven Beschwerden sollten Sie aber mit dem Arzt Nutzen und Risiken der Hormontherapie besprechen. Dabei spielen das Alter und die medizinische Vorgeschichte eine Rolle. Das Brustkrebsrisiko hat sich zum Beispiel nach einem Jahr HET noch nicht erhöht. Als Faustregel gilt, die Hormontherapie so kurz und so niedrig dosiert wie möglich zu halten.
Nach einem Jahr sollten Sie sie allmählich absetzen (ausschleichen) und testen, wie Sie ohne sie zurechtkommen. Bei längerer Hormonbehandlung muss der Arzt jedes Jahr überprüfen, ob Sie die Dosis herabsetzen können oder ob es ohne künstliche Hormone geht.
Heute gibt es Hormone in vielfacher Form: als Tabletten, Spritzen, Pflaster, Gels und Nasenspray. Gegen leichtere Beschwerden in den Wechseljahren hat auch die Natur viele Wirkstoffe zu bieten. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt und Apotheker beraten.
Fit durch die Wechseljahre
Entscheidend: Nehmen Sie sich Zeit für einen gesünderen Lebensstil. Viel Bewegung und frische Luft hält nicht nur die Figur in Form und beugt Osteoporose vor: Wer Sport treibt, leidet deutlich weniger unter Hitzewallungen und hat obendrein bessere Laune. Das zeigt eine schwedische Studie. Rauchen, scharfe Gewürze, viel Kaffee und Alkohol verstärken die Schweißausbrüche noch.
Wichtig ist jetzt: viel trinken, aber keine zuckerhaltigen Softdrinks! Etwa zwei Liter pro Tag braucht der Körper und eine leichte, gesunde Ernährung. Durch die Hormonumstellung sinkt ebenso der Kalorienbedarf, aber nicht der Bedarf an Nährwerten.
Essen Sie viel Obst, Gemüse und magere Milchprodukte (Calcium stärkt die Knochen!). Nehmen Sie häufiger Fisch als Fleisch zu sich. Tipp: Yoga-Übungen straffen nicht nur die Figur. Sie helfen ebenso, die innere Balance zu finden. Experimentieren Sie und bauen Sie neue Gewohnheiten in den Alltag ein. Die Wechseljahre sind dafür der ideale Zeitpunkt.
Hilfe aus der „grünen Apotheke“
Mönchspfeffer dämpft in der Frühphase der Wechseljahre Beschwerden im Vorfeld der Monatsblutung. Sie entstehen durch ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen dem sinkenden Progesteronspiegel und dem noch unveränderten Östrogenspiegel. Extrakte aus Mönchspfeffer wirken ausgleichend.
Traubensilberkerze lindert nachweislich Hitzeattacken. Wegen der östrogenähnlichen Wirkung sollten Sie den Extrakt aus dem Wurzelstock der Pflanze jedoch nicht unkontrolliert über Jahre einnehmen. Die richtige Dosis ist entscheidend, weil bei hoher Überdosierung Leberschäden auftreten können. Bei einer vorgeschädigten Leber sollte man sich vom Arzt oder Apotheker beraten lassen.
Soja enthält Isoflavone, die teils östrogenartig wirken, teils die Wirkung des menschlichen Östrogens abschwächen. Japanerinnen, die viele Sojaprodukte zu sich nehmen, leiden seltener an Hitzewallungen als Europäerinnen.
Rotklee ist bei uns heimisch. Extrakte haben wegen der Isoflavone ähnliche Effekte wie Soja. Deswegen greifen viele Frauen in den Wechseljahren zu Präparaten mit Rotklee. Darüber hinaus stecken die schützenden Isaflavone (in deutlich geringerer Menge) in Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Bohnen, Linsen und Roggen.
Pflanzenkraft gegen Wechseljahrsbeschwerden
Salbei reduziert Schweißausbrüche. Die ätherischen Öle in Salbeitee oder Fertigarzneimitteln aus den Blättern des Salbeis beeinflussen offenbar über das Temperaturzentrum im Gehirn die Aktivität der Schweißdrüsen. Eine Tasse vor dem Einschlafen kann nächtliche Schweißausbrüche vermindern.
Hopfen, Baldrian und Melisse empfehlen sich bei Schlafstörungen, die im Klimakterium gehäuft auftreten. Entsprechende Präparate wirken entspannend. Sie erleichtern das Einschlafen und sorgen für erholsamen Schlaf.
Johanniskraut vertreibt Angstgefühle und Schwermut, die durch die hormonelle Umstellung ausgelöst werden. Studien zeigen, dass sie bei depressiven Verstimmungen ähnliche Wirkung entfalten wie synthetische Antidepressiva. Wichtig ist die Einnahme eines hoch dosierten Extraktes aus der Apotheke.
Quelle: Ratgeber aus Ihrer Apotheke
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