Heuschnupfen? Zeigen Sie der Allergie die Rote Karte!

Hyposensibilisierung hilft bei Heuschnupfen.

In den westlichen Industrieländern ist die Zahl der Heuschnupfen-Patienten in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen. Ein schlecht ausgebildetes Immunsystem und der verstärkte Pollenflug durch die globale Erwärmung sind mögliche Gründe dafür.

Allergie – eine Wohlstandskrankheit?

Vor allem bei Kindern scheint ebenso übertriebene Hygiene dafür verantwortlich zu sein, dass die Allergie ausbricht. „Kleinkinder, die viele Infekte durchleiden und häufig mit potenziellen Allergenen in Berührung kommen, haben ein gut trainiertes Immunsystem.“

„Sie reagieren seltener mit einer Sensibilisierung und sind daher weniger anfällig für Heuschnupfen und andere Allergien“, heißt es im Sonderheft „Heuschnupfen“ der Zeitschrift Öko-Test. Umgekehrt bedeutet das: Kinder, die in „keimfreier“ Umgebung aufwachsen, sind eher gefährdet, eine Allergie zu entwickeln.

Frühzeitig & konsequent behandeln

Ist der Heuschnupfen erst da, sollten Patienten ihn auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. Unbehandelt besteht die Gefahr, dass die Allergie von den oberen in die unteren Atemwege hinabsteigt. Schlimmstenfalls verursacht Heuschnupfen allergisches Asthma. Mediziner sprechen dann von einem Etagenwechsel. Gegen Heuschnupfen hilft vor allem die sogenannte Allergenkarenz, sprich das Meiden der allergieauslösenden Substanzen.

Was sich in der Theorie so einfach anhört, lässt sich im Alltag nur schwer verwirklichen. Vor allem Allergiker, die auf eine Vielzahl von Blütenpollen mit Schnupfen und Augentränen reagieren, werden es kaum schaffen, die Allergieauslöser aus ihrem Leben zu verbannen. Linderung der Beschwerden verspricht die Behandlung mit Medikamenten aus der Apotheke.

Hier stehen zum einen die sogenannten Antihistaminika zur Verfügung, die Wirkstoffe wie Loratadin, Cetrizin, Ebastin oder Levocabastin enthalten. Diese Präparate bekämpfen Allergiesymptome wie Fließschnupfen und Augentränen.

Ebenso möglich: den Beschwerden mit sogenannten Mastzellstabilisatoren zu Leibe zu rücken. Entsprechende Augentropfen und Nasensprays enthalten Wirkstoffe wie Cromoglicinsäure oder Nedocromil. Sie müssen sie jedoch einige Zeit vor dem Pollenflug regelmäßig anwenden, damit sie ihre Wirkung entfalten können.

Das Immunsystem überlisten

Die einzige Möglichkeit, den Heuschnupfen ursächlich zu behandeln, ist die sogenannte Hyposensibilisierung. In der Fachsprache bezeichnet man sie als Spezifische Immuntherapie (SIT). Sie verfolgt das Ziel, den Körper langsam an die allergieauslösende Substanz zu gewöhnen. Und zwar bis das Immunsystem schließlich nicht mehr darauf reagiert.

„Eine spezifische Immuntherapie führt bei Menschen mit Heuschnupfen zu einer deutlichen und lang anhaltenden Linderung der Beschwerden und kann vor Asthma schützen“, erläutert Professor Gerhard Schultze-Werninghaus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Vor allem in den letzten Jahren entwickelten die Mediziner viele Variationen dieser Behandlungsform:

  • Am weitesten verbreitet ist die „klassische“ SIT, bei der der Arzt ein Allergen-Präparat zunächst wöchentlich in aufsteigender Dosierung unter die Haut spritzt. Anschließend spritzt der Arzt über einen Zeitraum von drei Jahren etwa alle vier bis sechs Wochen eine Erhaltungsdosis.
  • Bei der Cluster-Immuntherapie verkürzt man die zeitaufwendige Dosissteigerungsphase erheblich. Der Patient erhält mehrmals täglich ein Allergen-Depot-Präparat (verschreibungspflichtig) und erreicht so die Erhaltungsdosis innerhalb weniger Tage.
  • Eine Alternative bietet die Kurzzeit-Immuntherapie, die der Arzt vor der Pollensaison mit insgesamt vier oder sieben Injektionen im Abstand von etwa einer Woche durchführt.
  • Eine andere Variante verbirgt sich hinter der sublingualen Immuntherapie (SLIT), bei der die Allergene in Tropfenform unter die Zunge geträufelt werden. Diese Präparate sind verschreibungspflichtig.
  • Jüngstes Kind der Forschung und hierzulande seit Ende letzten Jahres zugelassen ist die „Grastablette“. Diese Tabletten-Immuntherapie, die der Arzt verordnen muss, kann der Patient bequem zu Hause durchführen: Er legt sich die Tablette mit Gräserallergenen einmal täglich unter die Zunge, wo sie sich schnell auflöst. Um einen optimalen Effekt zu erzielen, sollten Sie die Gräser-Impftablette über drei Jahre einnehmen.

Acht Tipps gegen den Heuschnupfen

Der Ärzteverband Deutscher Allergologen rät:

  1. Beachten Sie die Pollenflugvorhersage und gehen Sie bei starkem Pollenflug am besten weniger ins Freie.
  2. Nehmen Sie Ihre antiallergischen Medikamente regelmäßig ein.
  3. Schließen Sie die Fenster nachts und bei trockenem, windigem Wetter.
  4. Waschen Sie vor dem Zubettgehen die Haare – das spült Pollen aus.
  5. Ziehen Sie Ihre Kleidung nicht im, sondern außerhalb des Schlafzimmers aus,damit die Pollen draußen bleiben.
  6. Statten Sie Ihr Auto mit einem Pollenfilter aus und schließen Sie während der Fahrt die Fenster.
  7. Pflanzen Sie im Garten anstelle von Ziergräsern bunte Blumen.
  8. Halten Sie den Rasen kurz und überlassen Sie das Mähen einem nicht-allergischen Familienmitglied.

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