Chronische Bronchitis – Wege aus der Atemnot

Eine älteres Ehepaar spaziert am Meer

Chronische Bronchitis ist bei 90 von 100 Kranken auf Rauchen zurückzuführen. Die ewige Husterei ist mehr als ein lästiges übel, denn die Folgen für die Lunge können dramatisch sein. Der Husten bellt, die Lunge rasselt. Daran schuld sind nicht immer Krankheitserreger. Auch Tabak setzt bekanntlich den Atmungsorganen zu.

Wer vom Nikotin nicht lassen will, nimmt den „Raucherhusten“ meist als lästiges Übel in Kauf. Wir fühlen uns nicht wirklich krank und haben uns an den Husten und Auswurf gewöhnt. Eine riskante Einstellung: Schadstoffe im Tabakqualm aktivieren weiße Blutkörperchen und die lösen eine chronische Entzündung der Bronchien aus. Obwohl die Beschwerden anfangs erträglich sind, sollten Sie sie nicht auf die leichte Schulter Nehmen. Die Folgen fallen dramatisch aus.

Anfälliger für Infektionen

Chronisch entzündete Bronchien sind anfälliger für Infektionen mit Influenza-Viren. So heißen die Erreger der schweren Grippe. Es steigt das Risiko von Pneumokokken – sie verursachen eine lebensgefährliche Lungenentzündung. Ärzte raten Rauchern dringend, sich gegen beide Erreger impfen zu lassen – gegen die Grippeviren jährlich, gegen Pneumokokken alle sechs Jahre.

Verstopfte und verengte Atemwege erschweren die Aufnahme von Sauerstoff und das Ausatmen. Es kommt zu einem Luftstau. Mediziner nennen diesen Zustand Obstruktion und bezeichnen das Leiden von daher mit vollem Namen als chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Wir kennen dies unter der englischen Abkürzung COPD (chronic obstructrive pulmonary disease).

Das Hauptproblem: Schreitet die Krankheit fort, schädigt sie das Lungengewebe und die für die Sauerstoffaufnahme zuständigen Lungenbläschen. Irgendwann sind Betroffene auf ein Spenderorgan angewiesen, um weiterzuleben.

Kurzatmig wie ein Fisch an Land

Als Warnsignal Nummer eins gilt Atemnot bei körperlicher Belastung, anfänglich beim Treppensteigen, später beim Ausräumen der Geschirrspülmaschine. Mit der Zeit werden wir sogar beim Sprechen kurzatmig und schnappen nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. Zerstört die Entzündung Lungengewebe, bilden sich an seiner Stelle große schlaffe Blasen. Sie nehmen nur schlecht Sauerstoff auf und beeinträchtigen die Funktion der gesunden Lungenpartien.

Ärzte sprechen von Lungenblähung, dem sog. Emphysem. Um das Atmen zu erleichtern und das Schwerstarbeit leistende Herz zu entlasten, kommt eine Operation in Betracht. Bei ihr entfernen die Ärzte krankes Gewebe und verkleinern die Lunge. Zum Glück muss es nicht so weit kommen! Nur jede fünfte chronische Bronchitis nimmt einen gravierenden Verlauf. Allerdings kann sich niemand auf der sicheren Seite fühlen: Wie groß das persönliche Risiko ist, lässt sich nicht vorhersagen.

Die ärztliche Empfehlung, sich das Rauchen abzugewöhnen, richtet sich an jeden. Selbst wer schon erkrankt ist, sollte dem guten Rat folgen. Der Abschied vom Glimmstängel eröffnet die Chance, die Bronchitis zu bessern oder nicht weiter zu verschlimmern. Die kranke Lunge profitiert von Atem- und Entspannungstraining, gepaart mit Ausdauersport wie Wandern, Radeln oder Schwimmen, sofern der Arzt dazu grünes Licht gibt.

Medikamente nur zweite Wahl

Und was ist mit Medikamenten? Heilen können sie die COPD nicht, aber lindern. Herkömmliche Hustenmittel richten nichts aus. Ziehen Sie einen Arzt hinzu, statt auf eigene Faust mit Alternativen herumzudoktern. Inhalierbare Kortisonpräparate hemmen die Entzündung bei wenigen COPD-Kranken. Die Bronchien entkrampfen und erweitern können Sprays, die bei Asthma verschrieben werden.

Zu nennen ist hier der speziell für COPD zugelassene Wirkstoff Tiotropium. Die Leistung der Atemmuskulatur verbessern verschreibungspflichtige Tabletten oder Spritzen mit dem Wirkstoff Theophyllin. Sie haben unliebsame Nebenwirkungen, nicht zuletzt aufs Herz. Darum kommt Theophyllin erst zum Einsatz, richten andere Medikamente nichts aus. Sie helfen nur, rauchen Sie nicht heimlich weiter!

Zahlen & Fakten

An chronischer Entzündung und Verengung der Bronchien (COPD) erkranken oft Personen jenseits des 40. Lebensjahres. Bis zu 90 Prozent von ihnen sind Raucher. Staub- und Schadstoffe aus der Luft können die Entzündung verursachen, insbesondere bei beruflicher Dauerbelastung, z.B. als Bäcker oder Bergmann.

Seltener besteht eine erbliche Veranlagung zu COPD. Erkrankt sind ca. drei Millionen Bundesbürger. Andere Schätzungen kommen auf zehn Millionen, weil bis zu 75 Prozent der Fälle nicht erkannt, als harmloser Raucherhusten abgetan oder mit Asthma verwechselt werden. Gewissheit gibt ein Lungenfunktionstest beim Arzt, die sog. Spirometrie.

Sie misst Atemvolumen, also wie tief wir ein- und wieder ausatmen. An den Spätfolgen der COPD sterben jedes Jahr 21.000 Menschen, weltweit sind es drei Millionen. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) halten für möglich, dass COPD bis zum Jahr 2020 rund um den Globus die dritthäufigste Todesursache sein wird, hinter Herzinfarkt und Schlaganfall.

Foto: Pleon