Diabetes schwächt die Manneskraft

Ein älteres Ehepaar blickt sich im Bett verliebt an

Ein erfülltes Liebesleben kennt keine Altersgrenze. Ebenso wenig ein Hindernis sein muss die Zuckerkrankheit, auch wenn ihretwegen die Erektion ausbleiben kann. Die Behandlungschancen stehen gut, sodass die meisten Diabetiker bald wieder mit Lust bei der Sache sein können. Wenn Mann mit Erektion und sexueller Potenz hadert, ist weder Resignation noch Scham angesagt. Vielmehr wird eine ärztliche Untersuchung auf Diabetes fällig.

Erektile Dysfunktion bei Diabetes

13861-1Die Zuckerkrankheit ist eine der Hauptursachen dafür, dass die Manneskraft nachlässt – und das nicht erst im Greisenalter, sondern ebenso „in den besten Jahren“. Sexuelle Störungen kommen bei Typ-2-Diabetikern doppelt so oft vor wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Bei jedem zweiten männlichen Zuckerkranken um das 40. Lebensjahr und bei 90 Prozent der Senioren wird der Penis beim Liebesspiel nicht mehr ausreichend steif. Und das, obwohl sexuelle Bereitschaft besteht.

Diese sogenannte erektile Dysfunktion (ED) stellt das genitale Hauptproblem dar. Vergleichsweise selten bleibt der Samenerguss aus. Ebenso unwahrscheinlich: Die Spermien gelangen aufgrund einer Fehlsteuerung der Beckenmuskulatur in die Blase, was den Verlust der Zeugungsfähigkeit bedeutet.

Sport macht müde Männer munter

Nicht selten ist es die Erektionsschwäche, die erst den Verdacht auf Diabetes aufkommen lässt. Im Vor- oder Frühstadium der Krankheit können Abspecken und regelmäßige Bewegung zu hohe Blutzuckerwerte in den grünen Bereich drücken. Damit schaffen Sie auch die ED binnen weniger Monate aus der Welt. Schwelt die Zuckerkrankheit schon länger und macht erst spät sexuell zu schaffen, sind die Ursachen der ED gewöhnlich gravierender:

Diabetes greift die Gefäße an und begünstigt Arterienverkalkung. Das verschlechtert so die Durchblutung im gesamten Organismus, nicht zuletzt im sensiblen Gefäßsystem des Penis. Dessen Schwellkörper füllen sich dann nicht mehr oder nur noch unzureichend mit Blut. Weil Nikotin die Durchblutung weiter verschlechtert, sollten Zuckerkranke das Rauchen sein lassen.

Diabetes schädigt die Nerven. Es folgen nicht nur Gefühlsstörungen in Beinen und Füßen, die Sensibilität des Penis leidet ebenso. Obendrein kann die sogenannte Neuropathie jene Nervenleitungen lahmlegen, über die das Gehirn erektionsauslösende Signale an die Schwellkörper des Penis funkt. Alkohol tut ein Übriges: Zwar verbessert er die Durchblutung, zugleich ist er aber Gift für die Nervenzellen.

Im Hormonhaushalt männlicher Diabetiker herrscht hin und wieder Ebbe beim Testosteron. Das Geschlechtshormon entfacht sexuelles Verlangen und fördert die Erektion. Die lässt dann zu wünschen übrig, wenn der Körper zu wenig Testosteron bildet. Dafür wird neben zu hohen Blutzuckerwerten vor allem Übergewicht verantwortlich gemacht.

Zu 80 Prozent organisch bedingt

Die Seele leidet mit, wenn es im Bett nicht klappt. Das psychische Tief belastet dann die Sexualität zusätzlich. Ob Kopf oder Bauch den Ausschlag gibt, entscheidet sich im Schlaflabor: Kommt es während einer Traumphase zur Erektion, liegt keine organische, sondern eine seelische Störung vor. Gleiches gilt, wenn der Penis auf Stimulation mit der Hand anspricht.

Der Hausarzt, Diabetologe oder Urologe wird dann einen Psychologen oder Psychotherapeuten hinzuziehen, doch bildet dies die Ausnahme von der Regel: In acht von zehn Fällen erweisen sich Erektionsstörungen als organisch bedingt und müssen behandelt werden.

Als A und O der Diabetes-Therapie und damit der krankheitsbedingten Erektionsstörungen gilt eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels. Diese ist ablesbar an einem Blutzuckerlangzeitwert (HbA1C) unter 6,5 Prozent. Ihn zu erreichen, gelingt oft durch Abbau von Übergewicht und regelmäßigen Ausdauersport. Diese Maßnahmen wirken sich positiv auf Erektion und sexuelles Verlangen aus.

Von Gymnastik bis Gummiring

Stehen als Hauptursache der ED Durchblutungsstörungen fest, kann Beckenbodengymnastik abhelfen. Auf Erfolgsquoten zwischen 60 und 80 Prozent bringen es Medikamente, die die Durchblutung fördern. Alternativ gibt es eine Spritze in den Penis (Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie, abgekürzt SKAT) oder ein in die Harnröhre eingeführtes Zäpfchen. Alle genannten Maßnahmen unterliegen der ärztlichen Verschreibungspflicht.

Wird das Glied auch jetzt nicht steif, dürfte der Riegelmechanismus defekt sein. Dieser sorgt dafür, dass eingeströmtes Blut nicht gleich abfließt. Hier können Medikamente nichts ausrichten und Operationen der Penisgefäße haben sich nicht bewährt. Angesagt sind mechanische Erektionshilfen, deren Erfolgsquote bei 80 bis 90 Prozent liegt. Für Männer mit langjährigem Diabetes und fortgeschrittenen Schäden am Gefäß- und Nervensystem ist eine Vakuumpumpe am geeignetsten.

Die damit herbeigeführte Erektion hält ein um die Peniswurzel gestreifter Gummiring aufrecht. Eine in den Penis gepflanzte Prothese zum bedarfsweisen Auf- und Abpumpen hat den Nachteil, dass speziell Zuckerkranke mit einem hohen Infektionsrisiko rechnen müssen.

Was die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung betrifft, haben Diabetiker gute Karten. Denn die Behandlung krankheitsbedingter Erektionsstörungen ist grundsätzlich Kassenleistung. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie vor Therapiebeginn die Krankenkasse kontaktieren. Die Kasse bezahlt nicht jede Behandlungsmaßnahme in vollem Umfang, manche bezuschusst sie nur mit einem Pauschalbetrag.

Rat & Hilfe

Sie haben Anlass zur Sorge, Ihre Manneskraft lasse nach? Dann sollten Sie sich an einen Arzt Ihres Vertrauens wenden und Ihr Problem offen ansprechen. Weitere Informationen liefern Selbsthilfegruppen und Informationsdienste. Wichtig: Alle Informationen ersetzen weder ärztliche Untersuchungen noch eine medizinische Diagnose.

Quelle: Ratgeber aus Ihrer Apotheke

Foto Artikel: Creativ Collection

Foto oben: © Robert Kneschke – Fotolia.com