Gelenke aus dem Winterschlaf wecken

Arthrose im Knie ist sehr schmerzhaft.

Schmerzen die Gelenke bei der ersten langen Wanderung nach dem Winter? Stellvertretend für alle Leser befragt die »Neue Apotheken Illustrierte« den Sportarzt und Orthopäden Dr. Hubert Buchner aus dem bayerischen Holzkirchen. Welche Beschwerden sind normal und welche bedürfen einer Behandlung? Wie gehen wir sportliche Freizeitaktivitäten am besten an?

Sind Schmerzen nach dem Radfahren oder Wandern harmlos oder ein ernstes Zeichen?

Beschwerden in den Gelenken der Knie nach einer Belastung wie Wandern oder Radfahren stellen oft ein harmloses Zeichen einer Überlastung dar. Bei Untrainierten tritt das häufig auf. Die Beschwerden sollten nach fünf Tagen abklingen. Den Grund für die Schmerzen bildet eine Überlastung des Sehnen-Band-Apparates im Kniegelenk.

Ungewohnte sportliche Anstrengungen strapazieren oberhalb und unterhalb des Knies die Kapselbandansätze und reizen die Knochenhäute. Sie entzünden sich dann leicht. Vergehen die Beschwerden nicht, deutet das oft auf Knorpelschäden auf der Rückfläche der Kniescheibe hin. Ein Orthopäde behebt dann den Knorpelschaden.

Gibt es Möglichkeiten, die Schmerzen zu vermeiden?

Trainieren Sie im Winter Ihre Oberschenkel und stellen Sie beim Fahrradfahren eine andere Sattelposition ein. Das verhindert auch das Einschlafen oder Kribbeln der Finger beim Radfahren. Nehmen Sie den Druck vom Handgelenk, indem Sie Sattel und Lenker verstellen.

Und beim Wandern hilft anderes Schuhwerk, z.B. eine andere Absatzhöhe bei den Wanderschuhen. Vor jeder Belastung ist das Warmmachen der Muskeln und Bänder wichtig. Achten Sie darauf, rechtzeitig Pausen einzulegen! Treten trotzdem Beschwerden an den Gelenken auf, gönnen Sie sich zwischen den Wander- oder Sporttagen zwei bis vier Ruhetage.

Andere Absätze bei Wanderschuhen? Wie geht das?

Die Faustregel lautet: Je mehr die Kniescheibe an ihrer Rückseite schmerzt, desto niedriger müssen die Absätze der Schuhe sein. Unter Umständen muss die Ferse sogar tiefer liegen als der übrige Fuß. Solche Schuhe gibt es zu kaufen.

Gibt es eine wirksame Selbsthilfe gegen den Tennisarm?

Das ist eine der häufigsten Diagnosen bei aktiven Freizeitsportlern. Neben dem Tennis bilden einseitige Belastungen im Alltag den Auslöser. Sie strengen die Muskulatur an und die Knochenhaut im Ellbogenbereich entzündet sich. Eine spezielle Sportbandage vermindert den Reiz und führt zur Besserung. Der Orthopäde behandelt die Betroffenen mit Spritzen, Ultraschallbehandlung oder Stoßwellen. Im schlimmsten Fall gipst er den Arm ein.

Haben Sie weitere Ratschläge für unsere Leser?

Für die Knie empfehle ich Bandagen mit sog. „Pelotten“. Sie führen die Kniescheibe besser im Oberschenkel. Bei schmerzenden Kniescheiben und längerem Bergabgehen bringt das Erleichterung. Bei schmerzhaften Entzündungen im Knie- oder Ellbogenbereich helfen Salben mit Diclofenac. Verwenden Sie zum Kühlen eine Kühlpackung statt Eisspray. Sie lässt sich dosierter anwenden.

Verwenden Sie Kühlpackungen nur bei schmerzhaften Schwellungen mit Überwärmung. Lassen Sie sie nicht zu lange auf der entsprechenden Stelle, sonst kommt es zu einer verstärkten Durchblutung als Reaktion auf das Abnehmen der Kühlpackung.

Die Fragen stellte Chefredakteurin Jutta Petersen-Lehmann.

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