Faulbaum

Verschiedene Heilpflanzen und eine daraus gewonnene Tinktur

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Der zur Familie der Kreuzdorngewächse zählende Faulbaum ist ein bis zu 3,5 m hoher Strauch. Anfangs ist die Rinde grün, später wird sie graubraun mit hellen Lentizellen.

Die an den Zweigenden des Faulbaum gehäuft wachsenden Blätter sind 2-8 mm lang, kurzgestielt, breitelliptisch bis verkehrteiförmig und vorne spitz. Die Blattspreite istist ganzrandig und leicht wellig. Der Mittelnerv tritt deutlich hervor. Die 7-9 Seitennerven laufen am Rand im scharfen Bogen zum nächstvorderen Nerv.

In der Jugend sind die Blätter am Faulbaum vor allem auf den Nerven behaart. Die Blattstiele tragen an der Basis zwei frühabfallende, kleine, spitze Nebenblätter. Die Blüten stehen in 2- bis 10blütigen, langgestielten, blattachselständigen Trugdolden. Der trichterförmige Kelch ist bis zur Hälfte in fünf 3 mm lange Zipfel geteilt.

Die 5 grünlich-weißen, genagelten Kronblätter des Faulbaums sind etwas kürzer als der Kelch und umhüllen die Staubblätter. Der dickliche Griffel trägt eine 2- bis 3lappige, kopfige Narbe. Die kugelige, 8 mm dicke 2- bis 3samige Steinfrucht färbt sich bei der Reife von grün zu schwarzviolett. Die 5 mm langen, linsenförmigen Samen besitzen eine lange, schmale Furche.

  • Blütezeit: Mai bis Juni
  • Sammelgut: Rinde
  • Sammelzeit: März bis April und August bis Oktober

Anwendung

  • Anwendungsgebiete: Obstipation (Stuhlverstopfung); Darmentleerung vor Operationen, als Abführmittel bei Hämmorrhoiden und Analfissuren (schmerzhafter Einriß in den radiären Falten der Afterschleimhaut) (Kein Dauergebrauch!).
  • Art der Anwendung: Geschnittene Droge, Drogenpulver oder Trockenextrakte für Aufgüsse, Abkochungen, Kaltmazerate oder Elixiere. Flüssige oder feste Darreichungsformen ausschließlich zur Einnahme.

Dosierung (soweit nicht anders verordnet):

  • 20 bis 30 mg Hydroxyanthracenderivate/Tag, berechnet als Glucofrangulin A.
  • Die individuell richtige Dosierung ist die geringste, die erforderlich ist, um einen weichgeformten Stuhl zu erhalten.
  • Hinweis: Die Darreichungsform sollte auch eine geringere als die übliche Tagesdosis erlauben.
  • Überdosierung: Elektrolyt- und flüssigkeitsbilanzierende Maßnahmen.
  • Dauer der Anwendung: Nicht länger als 1 bis 2 Wochen!

Hinweise

  • Frische Rinde (weniger als ein Jahr gelagert) kann zu Koliken und sogar zu Blutstühlen führen. Erst durch Lagerung werden toxische Substanzen zerstört und die Droge entwickelt eine abführende Wirkung.
  • Gegenanzeigen: Darmverschluß, akut-entzündliche Erkrankungen des Darmes, z. B. Morbus Chrohn, Colitis ulcerosa, Appendizitis, abdominale Schmerzen unbekannter Ursache. Kinder unter 12 Jahren. Aufgrund unzureichender toxikologischer Untersuchungen nicht anzuwenden in Schwangerschaft und Stillzeit.
  • Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch: Stimulierende Abführmittel dürfen ohne ärztlichen Rat nicht über längere Zeiträume (1 bis 2 Wochen) eingenommen werden.
  • Besondere Warnungen: Eine über die kurzdauernde Anwendung hinausgehende Einnahme stimulierender Abführmittel kann zu einer Verstärkung der Darmträgheit führen. Das Präparatsollte nur dann eingesetzt werden, wenn durch eine Ernährungsumstellung oder Quellstoffpräparate kein therapeutischer Effekt zu erzielen ist.
  • Gegenanzeigen: Darmverschluss, akut-entzündliche Erkrankungen des Darmes, z. B. Morbus Chrohn, Colitis ulcerosa (schwerwiegende Entzündung des Dickdarms mit Eiterung und Geschwürbildung), Appendizitis (Entzündung des Wurmfotsatzes des Blinddarms), abdominale (im Unterleib gelegene) Schmerzen unbekannter Ursache. Kinder unter 12 Jahren. Aufgrund unzureichender toxikologischer Untersuchungen nicht anzuwenden in Schwangerschaft und Stillzeit.
  • Wechselwirkungen: Bei chronischem Gebrauch (=Missbrauch) ist durch kaliummangel eine Verstärkung der Herzglykosidwirkung sowie eine Beeinflussung der Wirkung von Antiarrhythmika möglich. Kaliumverluste können durch Kombinatin mit Thiaziddiuretika, Nebennierenrindensteroiden und Süßholzwurzel verstärkt werden.

Literatur

  • Bundesanzeiger
  • Inge Lindt „Naturheilkunde“ ; Buch und Zeit Verlags GMBH Köln
  • Maurice Mességué „Das Mességué Heilkräuter Lexikon“ ; Verlag Fritz Molden
  • Schmeil, Fitschen „Flora von Deutschland“ ; Quelle & Meyer Verlag Heidelberg
  • Braun, Frohne „Heilpflanzenlexikon“, 6.Auflage ; Gustav Fischer Verlag
  • Dörfler, Roselt „Unsere Heilpflanzen“ ; Frankh Verlag Stuttgart
  • Dieter Podlech „GU-Naturführer – Heilpflanzen“ ; Gräfe und Unzer Verlag

Lateinische und sonstige Namen

  • Rhamnus frangula
  • Amselkirschbaum
  • Kreuzdorn
  • Fulholz
  • Gichtholz
  • Hundsbaum
  • Knitschelbeerbaum
  • Läusebaum
  • Mausbaum
  • Pulverholz
  • Scheißkerschen
  • Hexendorn
  • Hundsbeer
  • Purgierbeere
  • Stinkboom

Nebenwirkung

In Einzelfällen krampfartige Magen-Darm-Beschwerden. In diesen Fällen ist eine Dosisreduktion erforderlich. Bei chronischem Gebrauch (=Missbrauch): Elektrolytverluste, insbesondere Kaliumverluste, Albuminurie und Hämaturie; Pigmenteinlagerung in die Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli), die jedoch harmlos ist und sich nach Absetzen der Droge in der Regel zurückbildet.

Der Kaliumverlust kann zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Herzglykosiden, Diuretika und Nebennierenrindensteroiden.

Präparate

  • Eupond F Dragées

Vorkommen

  • Herkunft: Europa, Nordwestasien, Nordamerika
  • Standort: feuchte Wälder, Heidemoore

Wirkstoffe

Faulbaumrinde, bestehend aus der getrockneten Rinde der Stämme und Zweige von Rhamnus frangula (Frangula alnus), sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung. Die Droge enthält Anthranoide, überwiegend vom Emodin-, Physcion- und Chrysophanol-Typ. Die Droge muss dem gültigen Arzneibuch entsprechen.

Wirkung

Die Droge wirkt antiadsorptiv und hydragog (stark abführend), aufgrund einer Volumenzunahme des Darminhalts und einer dadurch herbeigeführten Volumenzunahme des Darminhalts eine abführende Wirkung (Anregung der Darmperistaltik). Die Droge ist ein zuverlässig wirkendes Abführmittel; der Stuhlgang tritt nach ungefähr 6-10 Stunden ein. Die Einnahme der frischen Rinde (weniger als ein Jahr gelagert) führt zu Übelkeit und Erbrechen, eventuell können auch Spasmen auftreten.

Heilpflanzen-Lexikon: Buchstabe F