Vitamin B1

Verschiedene Heilpflanzen und eine daraus gewonnene Tinktur

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Vitamin B1 ist ein essentieller Wirkstoff. Thiamin wird im Organismus zu biologisch wirksamen Thiaminpyrophosphat (TPP) und Thiamintriphosphat (TTP) phosphoryliert.

Thiamin besitzt eine hohe Konstitutionsspezifität, d.h. bereits geringe Änderungen am Molekül führen zur Wirkungsminderung, Unwirksamkeit und in bestimmten Fällen sogar zu Substanzen mit Antivitamincharakter (B1-Antagonisten). Es bestehen Wechselwirkungen mit den übrigen Vitaminen des B-Komplexes.

Für oral zugeführtes Vitamin B1 wird ein dosisabhägiger dualer Transportmechanismus angenommen, und zwar eine aktive Resorption bei Konzentrationen von bis zu 2 Mikromol und eine passive Diffusion bei Konzentrationen über 2 Mikromol.
Die Resorption ist in der Duodenal-Schleife am größten und im oberen und mittleren Dünndarm geringer. Im Magen erfolgt fast keine Resorption.

Anwendung

Gesichertes Anwendungsgebiet ist ausschließlich die Therapie oder Prävention von klinischen Vitamin B1-Mangelzuständen, sofern diese Mangelzustände ernährungsmäßig nicht behoben werden können. Mangelerscheinungen sind periphere Neuropathien (Nervenkrankheiten) mit Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche, zentral bedingte Koordinationsstörungen, Ataxie (Störung des geordneten Ablaufs und der Koordination von Muskelbewegungen), Paresen (leichte, unvollständige Lähmungen eines Muskels, einer Muskelgruppe oder einer Extremität) sowie psychische, gastrointestinale (Magen und Darm betreffende) und kardiovaskuläre (Herz und Gefäße betreffende) Störungen.

Der klinisch-chemisch gesicherte Vitamin B1-Mangel kann auftreten bei:

  • schwerer Mangel- und Fehlernährung (z.B. Beriberi), parenteraler Ernährung über längere Zeit, Hämodialyse (Reinigung des aus einer Arterie oder Vene in einen Kunststoffschlauch geleiteten Blutes von krankhaften Bestandteilen durch Entlangfließen an einer semipermeablen Membran), Malabsorption (Störung der Resorption von Nahrungsstoffen im Darm)
  • chronischem Alkoholismus
  • diabetischer Azidose (auf einem Überschuß sauer geagierender Stoffe im Blut beruhendes Krankheitsbild)
  • schweren akuten Leberfunktionsstörungen
  • Thyreotoxikose (Überfunktion der Schilddrüse mit schwerem, toxischen (giftigen) Krankheitsbild
  • bei gesteigertem Bedarf (z.B. Schwangerschaft und Laktation)

Art der Anwendung:

  • Oral: Zur Prophylaxe der klinischen Mangelzustände 5-10 mg täglich
  • Zur Therapie Initialdosis bis zu 300 mg täglich, in seltenen Fällen auch mehr. Anschließend 50-200 mg täglich in mehreren Einzeldosen.
  • Parenteral: Therapeutisch täglich 50-100 mg i.m. und i.v. als Injektionslösung

Hinweise

  • Gegenanzeigen treten auf bei Verdacht auf Thiamin-Überempfindlichkeit, z.B parenteraler Applikation.
  • Nebenwirkungen sind in Einzelfällen Schweißausbrüche, Tachykardie, Hautreaktionen mit Juckreiz.
  • Nach parenteraler Gabe von Vitamin B1 können in Einzelfällen Überempfindlichkeitsreaktionen, Atemnot und Schockzustände auftreten.
  • Vitaminverluste durch Sauerstoff, UV-Licht und längeres Kochen.

Literatur

  • Albert L.Lehninger „Prinzipien der Biochemie“; de Gruyter-Verlag; Berlin/NewYork 1987
  • Bundesanzeiger
  • Prof. Dr. K. Klein, Vitamine, Schneider-Verlag Hohengehren, 1996

Lateinische und sonstige Namen

  • Thiamin

Nebenwirkung

Empfehlungen pro MJ (1MJ=239 Kilokalorien):

  • bis 1 Jahr: 0,3 mg
  • 1 – 19 Jahre: 0,13 mg
  • ab 19 Jahre: 0,14 – 0,16 mg
  • Schwangere: 0,15 mg
  • Stillende: 0,14 mg

Präparate

  • Richter’s Hefekapseln mit reiner Bierhefe und sieben B-Vitaminen (Bad Heilbrunner)
  • Vitacin Früchtetee + 10 Vitamine – Erdbeere (Quieta)
  • Vitacin Früchtetee + 10 Vitamine – Waldfrucht (Quieta)
  • Vitacin Früchtetee + 10 Vitamine – Orange (Quieta)
  • Bad Heilbrunner Bärenstarker Kindertee
  • Bad Heilbrunner Multivitamine für Kinder Kautabletten
  • Bad Heilbrunner Vitamin B Komplex Kapseln
  • Bad Heilbrunner Multivitamine plus Mineralien plus Spurenelemente Brausetabletten
  • Citrus Fruchtfasern mit Multivitaminen (Kneipp)

Vorkommen

Thiamin ist im Pflanzen- und Tierreich weit verbreitet. Pflanzen und einige Mikroorganismen sind thiaminautotroph. Die besten Quellen für Thiamin sind u.a. mageres Schweinfleisch, Innereien, Erbsen, Sojabohnen, weiße Bohnen, Kohl, Brokkoli, Nüsse, Vollkornprodukte (v.a. Weizen und Hafer) und Fisch sowie Bierhefe.

Wirkung

Thiamin wird im Organismus zu TPP und TTP phosphoryliert. TPP ist ein wichtiges Coenzym vieler enzymatischer Reaktionen, bei denen Aldehydgruppen übertragen werden bzw. bei der Oxidation von Kohlenhydraten. Durch Experimente hat man Hinweise für eine analgetische Wirkung gefunden.

Heilpflanzen-Lexikon: Buchstabe V