Ein Myom, ein Geschwulst in der Gebärmutter – bei dieser Diagnose ist jede Frau verunsichert. Sie denkt sofort: Krebs. Doch diese Angst ist oftmals unbegründet. Wenn der Gynäkologe erklärt, was hinter der gutartigen Wucherung steckt, legt sich bei den meisten Betroffenen die Angst.
Myome oftmals ungefährlich
„Denn fast immer sind Myome harmlos“, sagt Dr. Matthias Matzko, einer der renommiertesten Experten für Myome in Deutschland. Sie entwickeln sich aus den glatten Muskelzellen der Gebärmutter und enthalten vor allem Kollagen und Elastin.
„Zwar dachten Experten lange Zeit, dass sich daraus eine bestimmte Form von Gebärmutter-Krebs entwickeln kann (sogenannte Sarkome), doch heute weiß man es besser“, erklärt Matzko: Bei etwa 0,2 Prozent der Betroffenen entarten die Zellen im Myom und sind gefährlich.
Wieso soll ich Myome behandeln lassen?
Bei Frauen vor den Wechseljahren kommt es durch die Myome oftmals zu sehr starken und andauernden Monatsblutungen, Zwischenblutungen bis hin zu ungewollter Kinderlosigkeit und Fehlgeburten. Auch nach den Wechseljahren gibt es immer noch gute Gründe, etwas gegen die Wucherungen zu unternehmen. „Zwar wachsen die Myome dann meistens nicht mehr, aber sie können weiterhin sehr unangenehme Beschwerden auslösen“, erklärt Dr. Matzko.
Das gilt vor allem bei Schmerzen im Unterbauch und im unteren Rücken. Sowie bei ständigem Harndrang, oft zusammen mit häufigen Infekten der Harnwege, Verstopfung und Schmerzen beim Sex. Welche Beschwerden die Myome verursachen, hängt dabei nicht von ihrer Größe ab.
„Es kann sein, dass eine Frau durch erbsengroße Geschwulste massive Schmerzen hat, während eine andere, bei der das Myom so groß wie ein Tennisball ist, gar nichts spürt“, beobachtet Dr. Matzko. Daher gilt sein einfacher Rat: „Eine Frau, die keine Beschwerden hat, braucht Myome meist gar nicht behandeln zu lassen. Der Frauenarzt sollte aber dann auf jeden Fall regelmäßig, etwa alle sechs 6 Monate, per Ultraschall kontrollieren, ob die Geschwulste sich verändern.“
Welche Methoden gibt es bei Myomen?
Bereiten Myome ernste Beschwerden, dann nicht lange damit quälen – es gibt zahlreiche gute und sanfte Methoden, Myome entfernen zu lassen. Mit fokussiertem Ultraschall, der sogenannten Myom-Embolisation gelingt es Ärzten, die Wucherungen ohne großen Eingriff zu entfernen. Allerdings: Je nach Lage und Größe der Myome muss die Gebärmutter möglicherweise entfernt werden.
Warum zwei von drei Frauen im Laufe ihres Lebens Myome entwickeln, ist bis heute nicht geklärt. Weil die Wucherungen familiär gehäuft vorkommen, gehen Experten wie Matzko von einer genetischen Veranlagung aus.
Ärzte beobachten darüber hinaus : Je mehr Kinder eine Frau entbunden hat, umso geringer ist das Risiko. Viel grünes Gemüse scheint sich ebenso günstig auszuwirken. Umgekehrt gibt es Hinweise, dass ein hoher Konsum von Fleisch und Bier das Risiko für Myome erhöht.
Gut zu wissen: Wenn eine Frau bis zu den Wechseljahren noch keine Myome hat, wird sie mit größter Wahrscheinlichkeit keine mehr entwickeln. Denn Myome brauchen weibliche Geschlechtshormone zum Wachsen. Vor einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren deshalb mit dem Arzt klären, oben genannte Hormone in den Präparaten enthalten sind.
Übersicht über die Methoden
Das lindert starke Beschwerden: Es gibt mittlerweile viele schonende Methoden, mit denen Myome erfolgreich behandelt werden.
Manchmal ist auch eine dieser OPs nötig.
Methode: Entfernen der Gebärmutter (Hysterektomie)
Es gibt verschiedene OP-Techniken:
– Bauchschnitt oder „Schlüsselloch-Technik“ durch
– Bauchdecke,
– Scheide
– oder Enddarm.
Die Eierstöcke bleiben erhalten.
Kommt in Frage:
– bei vielen, großen oder rasch wachsenden Myomen, die sich einzeln nicht entfernen lassen, weil eine zu große Wundfläche entstünde,
– bei sehr starken Schmerzen,
– bei sehr starken Monatsblutungen und daraus resultierender Blutarmut (Hämoglobin unter 12 g/dl).
Vor- & Nachteile:
+ Myome kehren nicht wieder.
+ Beschwerden verschwinden.
+ keine Regelblutung mehr (was nicht alle Frauen mögen)
– 2–5 Tage Krankenhaus, lange Erholung: bis zu 2 Monate
– relativ „große“ OP mit möglichen Komplikationen an Blase, Harnleiter, Darm, Nachblutung, Infektion, Verwachsungen
– Beschwerden durch OP.
Folgen sind manchmal ebenso belastend wie Myome.
– Narbe nach Bauchschnitt
– Manche Frauen fühlen sich nicht mehr „komplett“.
Methode: Ausschälen (Myom-Enukleation)
Per Schlüsselloch-OP werden Myome gezielt herausgeschnitten.
Kommt in Frage:
– bei weniger starken Schmerzen,
– bei Frauen, auch älteren, die die Gebärmutter behalten wollen,
– keinen schweren Monatsblutungen.
Vor- & Nachteile:
+ nur 1–3 Tage Krankenhaus, Erholung: bis zu 6 Wochen
+ Gebärmutter bleibt erhalten.
– In rund 30% der Fälle kommen die Myome innerhalb von 5 Jahren wieder.
– OP-Komplikationen sind möglich (siehe Gebärmutter-Entfernung).
Sanft gegen leichtere Beschwerden:
Oft reicht eine ambulante Therapie per Ultraschall oder allein die Einnahme von Tabletten. Welches sanfte Verfahren wann richtig ist, zeigt diese Übersicht.
Methode: Myom-Embolisation
Blutzufuhr zum Myom wird gestoppt, Geschwulst so „ausgehungert“. Unter örtlicher Betäubung und Röntgenkontrolle schiebt Arzt einen Schlauch in der Blutbahn bis zum Ast der Gebärmutter-Hauptarterie, die das Myom mit Blut versorgt. Durch den Katheter werden Kunststoff-Partikel in die Arterie gespritzt. Sie setzen sich in den Verästelungen fest und blockieren den Blutstrom. Myome schrumpfen innerhalb von 6 bis 12 Monaten.
Kommt in Frage:
– bei großen Schmerzen,
– bei starken Blutungen.
Vor- & Nachteile:
+ nur 1 Tag Krankenhaus, Erholung: nur rund 10 Tage
+ Gebärmutter bleibt erhalten.
+ kaum Komplikationen
+ Fruchtbarkeit bleibt erhalten.
– Belastung mit Röntgenstrahlen
– Krämpfe und Schmerzen in den Stunden nach dem Eingriff möglich
– Fieber und Infektionen
– Verletzung der Gebärmutter möglich (sehr selten)
– In 30% der Fälle muss Behandlung wiederholt werden.
Methode: Fokussierter Ultraschall
Frau liegt in MRT auf dem Bauch. Radiologe lenkt Schallwellen gezielt auf Myom. Geschwulst wird heiß, stirbt ab und wird vom Immunsystem abgebaut. Umliegendes gesundes Gewebe bleibt verschont.
Kommt in Frage:
– bei Myomen, die so liegen, dass sie vom Ultraschall gut erreicht werden,
– bei Schmerzen, starken Regelblutungen,
– Kinderwunsch,
– bei Frauen, die Gebärmutter behalten wollen.
Vor- & Nachteile:
+ kann ambulant gemacht werden, Dauer 3 Stunden
+ kein Schnitt, kein Blut, keine Wunde
+ keine Röntgenstrahlung
+ Fruchtbarkeit bleibt vollständig erhalten.
+ keine Schmerzen bei Behandlung
+ kaum Komplikationen (weniger als 3%)
– Unterleibs-, Rücken- und Beinschmerzen möglich
– eher selten: Übelkeit/Fieber, Harnwegsinfektion
– niedriger Blutdruck während oder nach Behandlung
Methode: Medikamente
Gegenspieler von Östrogen, z.B. Gestagen, zyklussteuernde Hormone, Hormonspirale, Antibabypille – können Myome schrumpfen lassen und Beschwerden lindern.
Kommt in Frage:
– bei großen Myomen, die so weit schrumpfen sollen, dass sie durch Schlüsselloch-OP entfernt werden können,
– bei Wunsch, die Gebärmutter zu erhalten.
Vor- & Nachteile:
+ Beschwerden lassen meist deutlich nach.
+ danach nur noch kleiner Eingriff nötig
– Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust – Nach Absetzen wachsen Myome oft wieder.
Autorin: Gerda Pighin
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