So lernt Ihr Baby schlafen

Viele Kinder brauchen einen festen Schlafrhythmus.

Situationen aus dem Alltagsleben einer Familie zeigen anschaulich, wie Sie Ihr Baby oder Kleinkind zum Schlafen bringen können. Dr. Rabenschlag gibt Rat.

Situation 1: Täglicher Besuch im Elternbett

Moritz (2) ist seit einem Jahr andauernd erkältet. Er schläft zwar im eigenen Bett ein, kommt dann aber zu uns und wird alle zwei Stunden wach und weint. Wir sind schon völlig übermüdet!

Dr. Rabenschlag: Es ist richtig, dass Sie Moritz jetzt zu sich ins Bett nehmen. Wenn Kinder krank sind, brauchen sie mehr Schutz. Sobald Moritz ganz gesund ist, können Sie mit ihm üben, wieder allein zu schlafen. Legen Sie sich dazu eine Matratze in sein Zimmer und gehen Sie zu ihm hinüber, wenn er ruft. Er sollte in seinem Bett bleiben, Sie legen sich daneben auf die Matratze. Wichtig ist, dass Sie „langweilig“ sind, möglichst nicht mit ihm reden oder spielen.

Situation 2: Probleme beim Einschlafen

Markus (10 Monate) schreit mittags anderthalb Stunden und schläft nicht ein, obwohl er sehr müde ist. Auch abends will er nicht in sein Bett. Schläft er endlich, schlummert er zehn bis zwölf Stunden am Stück. Morgens wacht er kurz auf und schläft dann, ohne gefrühstückt zu haben, noch mal bis 9 Uhr weiter. Wickeln lässt Markus sich nur unwillig.

Dr. Rabenschlag: Markus könnte zu den Kindern gehören, die ungern flach auf dem Rücken liegen, weil das ihr Gleichgewichtszentrum im Gehirn zu stark stimuliert. Ihnen wird dabei schwindelig. Ganz typisch: Legt man sich so ein Kind über die Schulter, schläft es fast ein. Wickeln und betten Sie Markus in Schräglage (Keil unterschieben) und führen sie ihn schrittweise an das flache Liegen heran.

Dazu können Sie sich tagsüber mit ihm auf der Brust aufs Sofa legen, dann betten Sie ihn neben sich. Außerdem sollten Sie ihm morgens beim Aufwachen gleich etwas zu essen geben, sonst kommt er in die Unterzuckerung. Ihr Sohn soll morgens nicht noch mal einschlummern, weil das zu Durchschlafstörungen führen kann. Für ihn ist ein strukturierter Tagesablauf mit regelmäßigen Pausen wichtig (siehe „Melina“).

Gut, wenn Sie möglichst oft mit Markus in seinem Zimmer spielen, damit er es nicht nur als Ort erlebt, an dem er schläft. Falls er am Abend schreit, können Sie immer wieder zu ihm ins Zimmer gehen und ihn beruhigen: „Die Mama geht jetzt raus und kommt wieder, vielleicht schläfst du dann schon.“ Das wiederholen Sie so lange, bis er eingeschlafen ist. Dann können Sie auch anfangen, aus dem Zimmer zu gehen.

Jedes Mal kündigen Sie an, dass Sie zurückkehren: „Die Mama geht jetzt raus und kommt wieder, vielleicht schläfst du dann schon.“ Das wiederholen Sie, bis Moritz eingeschlafen ist. Staffieren Sie sein Bettchen so aus, dass es attraktiver ist als Ihres, etwa mit einem Kuscheltier, das auf Moritz aufpasst. Ein Kuscheltier genügt: Es gibt mehr Schutz als viele. Bei der „Nachtwache“ können Sie sich mit Ihrem Mann abwechseln, allerdings nicht innerhalb einer Nacht. Und halten Sie sich an Ihr Programm, machen Sie keine Ausnahmen.

Situation 3: fünf- bis sechsmal wach pro Nacht

Sarah ist neun Monate alt. Das Einschlafen klappt prima. Ich bringe sie zwischen 20 und 21 Uhr in ihr Zimmer und lege sie hin. Sie ist dann auch richtig müde. Nach ein, maximal drei Stunden wird sie wach und weint. Dann gehe ich zu ihr und gebe ihr etwas Tee. Sarah dreht sich anschließend um und schläft weiter. Ich aber kriege kein Auge mehr zu. Das passiert vier- bis fünfmal pro Nacht. Tagsüber schlummert sie von 10 bis 11 und von 14 bis 16 Uhr.

Dr. Rabenschlag: Fast alle Kinder werden in diesem Alter vier- bis sechsmal pro Nacht wach und können dann allein wieder einschlafen. Sie brauchen nichts mehr zu trinken oder zu essen, wenn sie älter als sechs Monate sind. Ist es warm im Zimmer, etwa im Sommer, lieber die Luft feucht halten, indem Sie ein nasses Laken vors Fenster hängen, als Sarah Tee zu geben.

Denn das Trinken regt ihre Verdauung an und die Magenbewegungen wecken sie richtig auf. Am besten gewöhnen Sie Ihrer Tochter den Tee als Einschlafhilfe gleich nächste Nacht ab. Bleiben Sie dabei, selbst wenn Sarah protestiert. Falls sie weint, können Sie sie durch Streicheln oder Summen beruhigen. Und Sie können von zwei Tagschläfchen auf einen Mittagsschlaf übergehen. Dann ist Sarah am Abend müder.

Situation 4: Protest beim Schlafengehen

Seit ein paar Wochen mag Melina (3) keinen Mittagsschlaf mehr halten. Abends macht sie schon beim Zähneputzen Theater, weil sie nicht ins Bett gehen will. Mit dem Durchschlafen hat sie kein Problem. Sie ist sehr aktiv, laut Kinderarzt aber auch reizoffen.

Dr. Rabenschlag: Aus diesem Grund kann Melina vermutlich abends nicht abschalten. Für Kinder wie sie ist ein strukturierter Tagesablauf besonders wichtig, der ihren Biorhythmus berücksichtigt. Versuchen Sie, gegen 10, 14 und 17 Uhr (das sind die natürlichen Müdigkeitsphasen) für eine halbe Stunde Ruhe zu sorgen. Kuscheln Sie mit Ihrer Tochter, geben Sie ihr einen Kakao. Melina kann so lernen abzuschalten. Auf den Mittagsschlaf kann sie getrost verzichten, das tun vier von fünf Kinder ihres Alters.

Wann Ihre Tochter abends am besten ins Bett geht, finden Sie heraus, indem Sie Melina zwei Abende bis 22 Uhr auflassen. Etwa alle 50 bis 60 Minuten kommen „Schlaffenster„. Typische Anzeichen: Das Kind reibt sich die Augen, gähnt, kehrt den Blick nach innen. Das sind Zeitpunkte, zu denen es leichter einschlafen kann. Wenn sich Melina beispielsweise abends eine halbe Stunde früher als bisher gut hinlegen lässt und mit ihrem Nachtschlaf auskommt, haben Sie das richtige Schlaffenster gewählt.

Situation 5: Nuckeln an der Brust als Einschlafhilfe

Lucie (6 1/2 Monate) ist aufgeweckt und fit. Seit kurzem ist sie ziemlich fixiert auf mich. Bis vor drei Wochen hat sie von 20 Uhr bis 8 Uhr morgens geschlafen und wollte dabei alle drei bis vier Stunden trinken. Nun ist sie jedoch nachts alle anderthalb Stunden wach, will an die Brust und schreit, bis sie keine Luft mehr bekommt. Sobald ich Lucie anlege, nuckelt sie ein bisschen und nickt ein. Aber wehe, ich versuche, sie in ihr Bett zu legen. Dann protestiert sie laut. Den Schnuller nimmt sie nicht. Das führt dazu, dass ich sie bis zu zwölfmal am Tag stille und selbst nicht zur Ruhe komme.

Dr. Rabenschlag: Das Wichtigste ist jetzt, Stillen und Einschlafen voneinander zu trennen. Benutzen Sie das Stillen nicht, um Lucie in den Schlaf zu bringen, sondern legen Sie Ihre Tochter nur an, wenn sie sehr wach ist. Nachts braucht sie nichts mehr zu trinken. Das regt die Verdauung an und weckt die Kleine auf. Am besten üben Sie das Trennen von Stillen und Schlafen zuerst tagsüber, dann nachts. Es wäre insgesamt besser, seltener zu stillen.

Wird Lucie nicht satt, geben Sie ihr mehr Beikost. Wichtig ist, sich zu überlegen: Möchten Sie Lucie weiterhin bei sich im Bett haben, bis sie abgestillt ist? Oder brauchen Sie selbst mehr Schlaf und wollen Sie deshalb mit Lucie üben, im eigenen Bett durchzuschlafen? Wenn sie weint, können Sie zu ihr gehen, sie streicheln, leise summen, aber sie nicht aus dem Bett nehmen. Vielleicht hat Lucie auch schon Trennungsängste.

Diese treten normalerweise mit acht Monaten mit dem Fremdeln auf. Manche Kinder beginnen damit früher. Auch kleine Trennungen können Sie tagsüber üben. Lucie muss lernen, dass die Mama ihr nicht immer die volle Aufmerksamkeit schenken kann, zum Beispiel, weil sie gerade mit einer Freundin spricht. Es täte Ihnen und Ihrem Kind sicher auch gut, wenn Sie etwas unternähmen, während sich die Oma um die Kleine kümmert.

Um einen genauen Überblick zu bekommen, wieviel und wann Ihr Baby schläft, hilft es, ein Schlafprotokoll zu führen.

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