Ginkgobaum

Verschiedene Heilpflanzen und eine daraus gewonnene Tinktur

A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

Der Ginkgobaum wird bis zu 30 m hoch. Er ist in China und Japan beheimatet. Dort wird er als Par- und Zierbaum gehalten.

Er blüht von Mai bis Juni. Der Ginkgo ist der einzige noch lebende Vertreter einer ganzen Klasse von Nacktsamern die im Erdmittelalter (vor 175 Mill. Jahren) in allen Erdteilen vertreten waren. Nur in wenigen Provincen Chinas ist der Ginkgo noch wildwachsend zu finden. Oft angepflanzt wurde er, der „heilige Baum“ in der Nähe von Tempeln.

Die männlichen Geschlechtsorgane sind mit zwei spiraligen Geißelbändern versehen. Dieses Merkmal läßt das hohe erdgeschichtliche Alter des Ginkgo erkennen. Männliche und weibliche Blüten wachsen auf verschiedenen Bäumen. Die Früchte des Ginkgo sind eßbar. Sie gleichen Mirabellen und werden durch Tiere verbreitet.

Anwendung

Anwendungsgebiete:

a) Zur symptomatischen Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes bei dementiellen (mit organischen Hirnschädigungen einhergehende dauernde Geistesschwäche) Syndromen mit der Leitsymptomatik: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen.

  • Zur primären Zielgruppe gehören dementielle Syndrome bei primär degenerativer Demenz, vaskulärer Demenz und Mischformen aus beiden.
  • Hinweis: Bevor die Behandlung mit Ginkgo-Extrakt begonnen wird, sollte geklärt werden, ob die Krankheitssymptome nicht auf einer spezifisch zu behandelnden Grunderkrankung beruhen.

b) Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer, arterieller Verschlusskrankheit bei Stadium II nach FONTAINE (Claudicatio intermittens) im Rahmen physikalisch-therapeutischer Maßnahmen, insbesondere Gehtraining.

Dosierung (soweit nicht anders verordnet):

  • Indikation a: 120 bis 240 mg nativer Trockenextrakt in 2 oder 3 Einzeldosen.
  • Indikationen b und c: 120 bis 160 mg nativer Trockenextrakt in 2 oder 3 Einzeldosen.
  • Art der Anwendung: In flüssigen oder festen Darreichungsformen zum Einnehmen.
  • Dauer der Anwendung: Indikation a: Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Schwere des Krankheitsbildes und soll bei chronischen Erkrankungen mindestens 8 Wochen betragen.
  • Nach einer Behandlungsdauer von 3 Monaten ist zu überprüfen, ob die Weiterführung der Behandlung noch gerechtfertigt ist.
  • Indikation b: Die Besserung der Gehstreckenleistung setzt eine Behandlungsdauer von mindestens 6 Wochen voraus.
  • Indikation c: Die Anwendung über einen längeren Zeitraum als 6 bis 8 Wochen bringt keine therapeutischen Vorteile.

Hinweise

  • Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Ginkgo-biloba-Zubereitungen.
  • Für die parenterale Zubereitung gibt es momentan noch keine Zulassung

Literatur

  • Bundesanzeiger
  • Braun, Frohne „Heilpflanzenlexikon“, 6.Auflage ; Gustav Fischer Verlag
  • Sängling, Heinz; Seybold, Siegmund „Lexikon der Pflanzen“, Lexikographisches Institut München 1977

Nebenwirkung

Sehr selten Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Hautreaktionen.

Präparate

  • Ginkgo 405 Duopharm Dragées
  • Gingium Filmtabletten
  • Gingium Lösung
  • Ginkobil-rationpharm Dragées
  • Ginkgopur Filmtabletten
  • Ginkgo Dragées Salus

Vorkommen

  • Herkunft: China, Japan
  • Standort: In Südfrankreich kultiviert

Wirkstoffe

Ein aus den getrockneten Blättern von Ginkgo biloba mit Aceton-Wasser und nachfolgenden Reinigungsschritten ohne Zumischung von Konzentraten oder isolierten Inhaltsstoffen hergestelltes Trockenextrakt. Das Droge-Extrakt-Verhältnis beträgt 35-67 : 1, im Durchschnitt 50 : 1. Der Extrakt ist charakterisiert durch

  • 22 bis 27% Flavonglycoside, bestimmt als Quercetin, und Kämpferol incl. Isorhamnetin (mit HPLC) und als Acylflavone mit der Molmasse M=756,7 (Quercetinglycoside) und M=740,7 (Kämpferolglycoside)
  • 5 bis 7% Terpenlaktone, davon ca. 2,8-3,4% Gingkolide A, B und C sowie ca. 2,6-3,2% Bilobalid
  • unter 5 ppm Gingkolsäuren.

Die angegebenen Spannweiten beinhalten bereits Produktions- und Analysenschwankungen.

Wirkung

Für die Droge sind folgende Wirkungen nachgewiesen:

Steigerung der Hypoxie-(Sauerstoffmangel-) toleranz, insbesondere des Hirngewebes, Hemmung der Entwicklung eines traumatisch oder toxisch (durch eine Vergiftung) bedingten Hirnödems und Beschleunigung seiner Rückbildung, Verminderung des Retinaödems und von Netzhautzell-Läsionen, Hemmung der altersbedingten Reduktion von muskarinergen Cholinozeptoren und alpha-2-Adrenozeptoren, Förderung der Cholinaufnahme im Hippocampus, Steigerung der Gedächtnisleistung und des Lernvermögens, Förderung der Kompensation von Gleichgewichtsstörungen, Förderung der Durchblutung, vorzugsweise im Bereich der Mikrozirkulation, Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes, Inaktivierung toxischer (giftiger) Sauerstoffradikale (Flavonoide), Antagonismus gegenüber PAF (Ginkgolide), Neuroprotektive Wirkung (Ginkgolide A und B, Bilobalid).

Heilpflanzen-Lexikon: Buchstabe G